Mensch Leute hat das heute gegallert hier auf meiner Jakobsweg-Wanderung von Gelnhausen nach Bruchköbel bei Hanau. Ich hatte mir gestern bereits die schlechten Wetteraussichten in der App angesehen. Also bin ich heute morgen abweichend von der Strecke Richtung der Ortschaft Roth gewandert, denn dort haben sich viele Einkaufsmärkte angesiedelt. Bei Philipps fand ich den richtigen Regenschirm für mich; transparent und deshalb mit voller Durchsicht damit ich keine Muschel übersehe.

Natürlich hatte ich auch eine Plastiktüte mit… Ihr kennt bestimmt den Billig-Regenponcho… Wie schön der immer mit seiner Nässe an meinen Unterarmen geklebt hat. Herrliche Schei…. Alles so lieblos hier in der Gegend, sogar ein Ort heißt so (s. Foto).

Und es goss (vor der Rechtschreibreform vor 1996 schrieb ich „goß“) aus allen Nähten. Pilgerfreund Michael aus Gelnhausen erzählte sein persönliches Erlebnis mit dem Dauerregen… Er hatte auf einem Zeltplatz auf einem Wanderabschnitt nach Santiago gerade seine Wäsche morgens trocken im Rucksack verstaut. Und dann kündigten sich orkanartige Regengüsse an. Was machte Michael: er zog alles bis auf die Unterhose aus und verstaute es in den Rucksack mit Regenhülle. Und dann marschierte er los. Es versteht sich von selbst, dass er aus Anstandsgründen noch die Wanderschuhe mit Strümpfen trug. Das hat er super gelöst… So weit bin ich noch nicht… Was sollen denn die Leute über mich sagen?

Nach Niedergründau war ich dann wieder auf dem Jakobsweg. Auf der Strecke nach Langenselbold kam ich an einer Herde von schottischen Hochlandrindern vorbei. Ein Pfiff von mir und schon standen sie in Reih und Glied vorm Weidezaun und begrüßten mich (s. Foto), bin eben ein Pilger. Vielen Dank für die Wertschätzung; die Rumpsteaks von dieser Gattung schmecken besonders gut…

Es regnete weiter ohne Ende. Jetzt kam noch Seitenwind dazu. Nein, jetzt musst du dich irgendwo unterstellen. Da war doch rechts von mir das große Abhol- und Logistiklager (nicht das Geschäft!) von Möbel Höffner. Ich rein da und fragte an der Info, ob ich mich hier ein bisschen trocknen und mein Mittagessen einnehmen könne? Das nenne ich Service liebe Leute von Höffner: ich wurde in den Aufenthaltsraum gebracht und durfte dort mich wärmen und stärken. Leute, der Raum hatte auch zwei Sofas (s. Foto) !!! Ein Sofa war belegt, denn da pennte ein Monteur. Klasse, dass es so was noch gibt. Mein alter Arbeitskollege Dietmar von der Sparkasse hat mittags auch immer gepennt. Herrlich. Liebe Höffneraner, danke für Eure Gastfreundschaft. Die nächsten Möbel kaufe ich bei Euch!

Den Ort Langendiebach habe ich geschickt gemieden und dann wanderte ich direkt nach Bruchköbel. Meine Hotel-Pension Alosius hatte bis 16 Uhr Mittag. Oh nein, ich hatte mich so auf die heiße Dusche gefreut… Also rüber zum Döner-/Elektroimbiss. Ja Leute, ein Kombiladen: links der Ladenhälfte kleine Elektroartikel und rechts der Imbiss. Ein Mitarbeiter für zwei Läden. Sehr wirtschaftlich. Er bietet im Imbiss nur Kalbsfleisch-Döner an, keine Pommes. Nur mit Salat und leckerem Dönerbrot. Ich fragte ihn bei der Zubereitung meiner Bestellung wie lange er denn heute geöffnet hat. Und dann die Hammerantwort: immer dann wenn der Dönerspieß verbraucht ist, dann ist Feierabend.. spätestens um 19.00 Uhr. Oft kann er seinen Imbiss schon um 17 Uhr schließen. Seine Gäste wissen die Qualität zu schätzen, jeden Tag gibt es einen neuen Dönerspieß. Und das Baguette-Brötchen mit dem Kalbfleisch war richtig lecker. Es ließ mir keine Ruhe, sein Geschäftsmodell musste ich durchrechnen. Der frische Dönerspieß hat ein Gewicht von 50 Kilogramm. Hieraus kann er statisch 425 Portionen mit Kalbsfleisch-Döner herstellen. Der Fleischspieß kostet nach meiner kurzen Recherche 325€. Bei einem Portionspreis im Schnitt von 4€ hat er also 1600€ in der Kasse. Nach Abzug von anteiligem Strom und anteiliger Miete, Steuern, sowie Brötchen, Salat etc. hat er bestimmt 500€ pro Spieß richtig netto verdient… Jetzt weiß ich, warum die Imbissbesitzer alle einen schnittigen BMW fahren. Klischee erfülllt.

Und ich hatte Glück… Ich sah wie der Hotelkoch aufs Hotel zu ging. Er nahm mich mit rein und nach dem Dönerschmaus, der ersten Wäsche und der heißesten Dusche der Welt liege ich im Bett und schreibe gerade diesen Beitrag. Heißeste Dusche, warum? Noch im Kaltwasserbereich mit der Einstellung halbfünf, war das Wasser brühend heiß. Das habe ich gebraucht, um meinen Körper zu wärmen.

23,55 Kilometer bin ich dann in der Summe gewandert. Knapp fünf Kilometer weniger als geplant. Umwege muss ich nicht immer machen, manchmal geht es auch direkt zum Ziel.

Aufenthaltsrsum Möbel Höffner
Bernhard

Jahrgang 1963, Sparkassenbetriebswirt, jetzt Pensionär, 1. Vorsitzender, Pressewart und stv. Wanderwart beim SC Barienrode e.V., Gesetzlicher ehrenamtlicher Betreuer von drei lieben Menschen.

Von Bernhard

Jahrgang 1963, Sparkassenbetriebswirt, jetzt Pensionär, 1. Vorsitzender, Pressewart und stv. Wanderwart beim SC Barienrode e.V., Gesetzlicher ehrenamtlicher Betreuer von drei lieben Menschen.