Gleich vorweg: „Sex der Weinrebe“ kommt nicht von mir. Die Auflösung gibt’s zum Ende des Beitrags.

Heute war schon mein vorletzter Wandertag auf der Pilgertour von Fulda nach Worms. So richtig gut geschlafen habe ich nicht, denn es gingen mir im Traum viele Dinge durch den Kopf. Kennt ihr das auch, wenn ihr viel erlebt habt, dass dieses dann noch einmal verarbeitet wird? So auch bei mir geschehen. Mir macht das nichts aus, denn alles was ich nochmal durchgegangen bin, bestätigt oft meine tatsächliche Handlung.

Bis zum Lutherweg von meinem Hotel in Nierstein aus, musste ich nur 300 Meter auf dem „Zubringer“ wandern. Der Weg nach Oppenheim wird erneuert und ist Baustelle. Ich habe auf der Baustraße schöne Kallamatsch-Wanderschuhe mit Klumpen bekommen. Gut, dass es kräftig geregnet hat, denn dann wurden sie im hohen Gras schnell wieder sauber.

Mit dem Gedanken an die Weinsorte „Oppenheimer Krötenbrunnen“ verlief meine heutige Wanderung ausschließlich durch Weinberge. Leute, 24,33 Kilometer waren das und ich sehe weiterhin noch viele weitere Weinkilometer. Mensch, was müssen die Leute hier für Wein saufen. In den Orten quasi jedes dritte Gehöft – ein Wein-Eldorado. Wenn ich ein Weintrinker- und kenner wäre, dann würde ich hier zur Weinlesezeit pilgern, aber wahrscheinlich bräuchte ich für die Strecke dann das vierfache an Wandertagen. Meiner Frau würde es gut gefallen. Ist ja auch schön, alles hier so wein-e(h)rlich.

Schön anzusehen war die Ruine Landskron oberhalb von Oppenheim. Tolle Gegend hier. Und jetzt wieder eine kleine Erinnerung: wir sind vor vielen Jahren mit dem Flusskreuzfahrtschiff auf dem Rhein nach Basel gefahren. Also parallel zum heutigen Wanderweg. Das Publikum ist eher sehr grauhaarig… meine Frau und ich reisen antizyklisch und deshalb war es wunderbar. Kein Stress auf dem Sonnendeck und abends zur Happy Hour fast allein. Jetzt denkt ihr bestimmt zwischen 17 und 18 Uhr. Falsch gedacht, denn Happy Hour war von 20 bis 21 Uhr. Die älteren Herrschaften mussten doch Tagesschau sehen und dann waren sie vom Tag zu kaputt und blieben auf der Kabine. Wir als junge Spunde haben das „doppelt“ bei den Getränken genossen. Party eben.

In Ludwigshöhe habe ich mich verrannt, das ist gut auf der Karte mit dem Wanderverlauf zu sehen. Bin eben schon etwas zu entspannt. Über Guntersblum ging es dann weiter nach Alsheim, da wo Alsheimer oder Allersheimer (heimische Biersorte) entstanden ist. Kein Wunder, dass ich einen Umweg von zwei Kilometern gemacht habe. Liegt wohl an der Luft in Alsheim. Hier gab es erste zarte Kennzeichnungen mit der Jakobsmuschel.

Keine Sorge, über den Sex der Weinrebe schreibe ich noch. Erstmal müsst ihr noch was anderes lesen…

Kurz vor Bechtheim gibt es ein Wein-Wanderlehrpfad. Hier vor Ort nennen sie die Wanderungen auf diesem Weg „Weinpilgern“. Hört sich gut an. Bin also auch ein Weinpilgerer. Es sind bereits viele berühmte Persönlichkeiten auf diesem Lehrpfad gepilgert und einmal jährlich darf eine Prominenz einen Rebstock pflanzen; und das schon seit über 20 Jahren beim jährlichen Weinpilgerfest. Einige Schilder habe ich euch fotografiert. Zwei Prominente davon kenne ich persönlich: Götz Alsmann, der im Jahr 2010 von der Sparkassenstiftung den Münchhausenpreis der Stadt Bodenwerder erhalten hat. Bei seiner Ehrung war ich dabei, ein vielseitiger Künstler und jetzt weiß ich: auch ein Liebhaber der Tafeltrauben.

Und noch einen prominenten Weinpilger kenne ich persönlich: Jean Pütz. Kennengelernt im gleichen Jahr (Dezember) der Ehrung von Götz Alsmann. Nur Ältere unter euch werden ihnen kennen. Er war Gastgeber der Hobbythek-Fernsehsendung. Ich erinnere mich gern an seine physikalische Tricks und die immer mit den Worten begannen: „I’sch hab‘ da mal was vorbereitet!“. Er war mit seiner „Pützmunter-Show“ bei einer Sparkassenveranstaltung in Hessisch Oldendorf. Pütz wurde im gleichen Jahr mit 74 noch einmal Vater von Tochter Pützchen, der richtige Name heißt: Julie-Josephine. Während seines wirklich interessanten Vortrags ging er auch auf die Geburt ein, die gerade mal zwei Monate her war. Echt krass von Pütz seine Aussage: „Manche meinen ja, ich mache meine Enkel selber“… und spielte damit auf sein hohes Alter an…die Lacher hatte er auf seiner Seite. Und weil’s gerade dazu passt, bei einer Kindergartenveranstaltung meiner Kinder vor ca. 25 Jahren wurden die Eltern gebeten, Omas und Opas nicht mitzubringen, da die Kapazitäten im Kindergarten nicht ausreichen würden… Da kam ein älterer Mann mit einem Kind herein und die Kindergartenleitung pflaumte den Mann gleich an: „Wir haben ausdrücklich gesagt, dass Opas und Omas nicht mit dürfen“… aber ich bin doch der Vater entgegnete der Mann… Peinlich, peinlich, am Peinlichsten….

Ach übrigens, der Rebstock „Grauer Burgunder“ entwickelt sich spärlich, der sollte sich mal ein Beispiel an der Manneskraft von Pütz nehmen… was ihr jetzt dabei denkt, das würde ich gern wissen…

Der Übergang zum „Sex der Weinrebe“ fällt mir jetzt leichter. Hier die Infos vom Hinweisschild:

Prof. Müller aus Thurgau war der Wegbereiter für den Sex, der Kreuzzucht verschiedener Rebsorten. Alles weitere könnt ihr auf dem Foto nachlesen. Sehr spektakulär finde ich.

Direkt am Lutherweg in Bechtheim bin ich im Bechtheimer Hof klasse untergekommen. Jutta Schick ist hier die Inhaberin und die Zimmer sind echt schick. Der Name steht für Verantwortung. Eine tolle Kombination von Rustikalem und Modernen. Übernachtung ist hier Pflicht auf dem Jakobsweg! Bestens auch bei Google bewertet. Und das Essen soll sensationell sein… Bin gespannt und werde Euch berichten.

Morgen geht’s dann bis Worms und dann ab nach Hause. Wir bleiben Auditiv verbunden.

Sex der Weinrebe
Bernhard

Jahrgang 1963, Sparkassenbetriebswirt, jetzt Pensionär, 1. Vorsitzender, Pressewart und stv. Wanderwart beim SC Barienrode e.V., Gesetzlicher ehrenamtlicher Betreuer von fünf lieben Menschen.

Von Bernhard

Jahrgang 1963, Sparkassenbetriebswirt, jetzt Pensionär, 1. Vorsitzender, Pressewart und stv. Wanderwart beim SC Barienrode e.V., Gesetzlicher ehrenamtlicher Betreuer von fünf lieben Menschen.