Mit einem leckeren Frühstück startete ich in den heutigen Tag. Natürlich war gerade letzte Nacht die Gasflasche im Wohnmobil leer, egal, ich musste mir eben bis zum Umstecken warme Gedanken machen… Mit dem Zug fuhr ich nach Helmstedt, um die Teilstrecke nach Eckerode über den Elm auf dem Braunschweiger Jakobsweg wandern zu können.

Es sollte die bisher schönste Wegstrecke meiner Kurzpilgerung werden. Nach knapp 10 Kilometer erreichte ich bei herrlichem Wanderwetter das Dorf Räbke. Das Dorf mit den sieben Mühlen. Mehrfach ausgezeichnet im Wettbewerb unser Dorf hat Zukunft. Der Ort wurde sogar Bundessieger. Verdient! In einer Mühle befindet sich die Pilgerherberge, ich konnte nur durchs Fenster reinschauen, großzügig und offen. Paul, der 85jährige Schreiner erzählte mir, dass kürzlich die Eigentümerin mit 101 Jahren verstorben ist und den gesamten Komplex dem Dorfverein vermacht hat. Die gesamte Dorferneuerung wird seit Jahren vorangetrieben und hat mit den Auszeichnungen seinen Höhepunkt gefunden. Klasse. Ich habe Paul gern zugehört, denn früher war ich auch in dem Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ involviert. Übrigens, bei meinem Frühstück habe ich zwei der natürlichsten Äpfel gegessen, die kommen vom Naturhof Graes bei Ahaus. Landwirt ist übrigens mein Schwiegersohn, der dort mit meiner großen Tochter noch viel vor hat. Meine Wanderstrecke führte mich dann vorbei an restaurierten Bauernhöfen zum Dorf Lelm. Auch hier alles im Dorf restauriert…. besonders einladend die offene Pilgerkirche. Stempelzeit.

Schnell war ich in Königslutter beim Kaiserdom, den ich schon von weitem gesehen hatte. Tolle offene Kirche mit schönem Kreuzgang. Sabine passt hier auf, weil im letzten September Kinder und Erwachsene Unfug betrieben und einen großen Schaden verursacht haben. Corona lange Weile…. Sabine ist 71 und ist sehr stark engagiert in den örtlichen Vereinen, besonders beim DRK. Sie war die 1. Rettungssanitäterin im Landkreis Helmstedt vor 20 Jahren. Hat sechs Kinder großgezogen und hat eigentlich nie Pause gemacht. Natürlich hilft Sie im Theater auch bei der Garderobe. Na ja, und die Aufgabe hier im Kaiserdom hat sie auf Wunsch der Vermieterin gern übernommen. Es gibt Parallelen zu meiner Mutter, denn die hat in ihrem Leben eigentlich immer nur gearbeitet. Sabine musste sich während unseres Gesprächs erstmal eine Zigarette anzünden. Ich hätte sie am liebsten gefragt, ob es noch etwas in ihrem Leben gibt, was noch nicht geklärt ist. Lebt ihr Mann noch? Nein, es steht mir nicht zu, weitere Fragen zu stellen. Sabine erzählte, dass sie kürzlich eine Puppe gefunden hat. Und mit dem Einverständnis der Bürgermeisterin ist die Puppe jetzt die Attraktion beim Kinderspielplatz am Dorfteich. Schön.

Ab Königslutter ging es ca. 150 Höhenmeter rauf auf den Elm, das Mittelgebirge mit drei Buchstaben aus den Kreuzworträtseln. 2,5 Kilometer im stetigen Anstieg. Vorbei an der Lutter (Bach) und ihrem Entsprung bis zur Anhöhe der Elm. Dort musste ich mich entscheiden, den Pilgerweg, links oder rechts zu gehen, Richtung Erkerode. Ich habe mich für den linken Weg entschieden, ein toller Panoramablickweg.

Über diesen Weg kam ich direkt nach Eckerode in ein seit Jahren bestehendes Nobelviertel mit Architektenhäusern. Klasse Buden. Braunschweig und Wolfenbüttel sind mit dem Auto von diesem Ort schnell zu erreichen. Und viele E-Autos als Zweitwagen vor der Tür. Der weltgrößte Autobauer in Wolfsburg lässt grüßen. Aber in den Gärten bei diesem Wetter keine Menschen/Kinder zu sehen…. ok, wer sich solche Schuppen leisten kann, der muss einfach länger arbeiten. In Erkerode musste ich dann nur noch zur Bushaltestelle, denn der Abschnitt mit 33,8 Kilometer Strecke war gewandert. Zwei Jungs, vielleicht 10 Jahre alt, fuhren mit ihren Fahrrädern, an mir vorbei, den Berg hinauf. Der eine etwas kleinere Junge grüßte mich, der andere etwas dickere Junge fuhr nur vorbei. Vom Ende der Straße oben am Berg rief der dickere Junge: beeil dich du Geringverdiener…. Wer wohnt im Nobelviertel?

Und zum Schluss eine gute Nachricht von meinen Füßen: der etwas kleinere (UK 10,5 statt 11,0) Wanderschuh von Meindl (Vakuum) passt besser und es gibt keine Blasen. Richtig gemacht.

Bernhard

Jahrgang 1963, Sparkassenbetriebswirt, jetzt Pensionär, 1. Vorsitzender, Pressewart und stv. Wanderwart beim SC Barienrode e.V., Gesetzlicher ehrenamtlicher Betreuer von fünf lieben Menschen.

Von Bernhard

Jahrgang 1963, Sparkassenbetriebswirt, jetzt Pensionär, 1. Vorsitzender, Pressewart und stv. Wanderwart beim SC Barienrode e.V., Gesetzlicher ehrenamtlicher Betreuer von fünf lieben Menschen.