Irgendwie komme ich gerade morgens nicht aus dem Bett… Müder Pilger, schwere Beine und draußen schneit es so kalt. Egal. Um 9.15 Uhr machte ich mich auf die Teilstrecke von Quedlinburg nach Ballenstedt auf meiner Pilgerwanderung von Magdeburg nach Freyburg. Der Boden unter meinen Meindl Wanderschuhen war richtig gefroren und glatt. Ich habe dem Tipp der Harzexpertin Helga befolgt: immer fest auftreten. Und natürlich habe ich fest aufgetreten und bei mancher schneebedeckten und gefrorenen Pfütze sackte ich gleich 2-5cm in die Tiefe. Sonst war die Schneeschicht von 1-2cm Höhe angenehm für meine Gelenke.

Ich habe die Angewohnheit präsente Fußspuren im Schnee zu betrachten. Da war etwa ein Schuhabdruck und der nächste erst knapp ein Meter weiter. Läuft ein Riese vor mir? Natürlich auch Hundespuren nebenher. Es dauerte eine ganze Weile bis ich darauf gekommen bin: es war ein Jogger. Fast 5 Kilometer ließ mich seine Spur nicht aus dem Blickwinkel. Das nervt… Ach ja, er läuft schon wieder langsamer und jetzt steht er schon wieder. Warum er? Bei der Schuhgröße! Und schwupps habe ich den Abzweig nach Gernrode verpasst. Sieht gut aus die Umwegstrecke auf meinem Foto.

In Gernrode kam ich dann in der Nähe des Bahnhofs in die Stadt. Großes Industriegebiet mit vielen Handwerksbetrieben. Das war mir noch gar nicht aufgefallen, obwohl wir schon fünfmal die Stempelstellen der Harzer Wandernadel dort besucht haben. Übrigens für Neuwanderer ein tolles System, denn man hat immer ein Ziel. Mehr unter www.harzer-wandernadel.de. Bei Erreichen von 222 Stempelstellen wird man Wanderkaiser. Sind wir auch schon vier Mal!

Im Zentrum ging es dann zur Stiftskirche St. Cyriakus. Mächtiges Kloster, aber wie immer auf dieser Tour sind alle Kirchen während dieser Jahreszeit geschlossen. Schade. Gut, dass es draußen den Sonderstempel gab. Jedes Jahr gibt es hier ein großes Osterspiel und mein Wanderbruder Peter, mein tatsächlicher Bruder, ist hier schon oft bei diesem Schauspiel zu Gast gewesen. Und auch in diesem Jahr hat er dafür seine Unterkunft schon fest gebucht.

Obwohl wir schon so oft hier waren, die im Ort befindliche größte Kuckucksuhr, außerhalb des Schwarzwaldes, hatte ich noch nie gesehen. Natürlich war ich genau um 12 Uhr da, denn dann zeigt der Kuckuck sein ganzes Können. Mein Video dazu ist phänomenal, besonders mit den Lachern im Hintergrund:

Weiter ging es dann über die Roseburg bis nach Ballenstedt. Vor vier Monaten hatte ich erst in der Nähe der Roseburg gesehen, dass hier der Jakobsweg lang führt. Und jetzt bin ich wieder hier.

Auch die Stempelstelle 181 „Forstmeister Tannen“ der Harzer Wandernadel lag direkt auf dem Weg. Vorbei ging es am Schloss Ballenstedt, wo wir schon einmal lecker gegessen haben. Und als ich daran dachte, wurde ich wieder hungrig. Ich lief weiter in die Stadt runter und kehrte bei Kassners ein. Die Dorfgaststätte an der Kreuzung. Die Wirtin hatte mich nicht eingeplant, weil ich mich nicht angemeldet hatte. Sie wies mich an einen Zweiertisch, sonst war nur eine achtköpfige Trauergesellschaft da. Das Gasthaus hatte ca. 30 Plätze… Ich bestellte ein Hawaii-Schnitzel. Und dann hörte ich, wie der Koch schon das Schnitzel platt klopfte. Hier bin ich richtig, dachte ich. Der Wirt ist hier auch gleich der Koch. Ich habe ihn sofort erkannt, denn er hat einen großen, besser riesigen, Medizinball verschluckt. Das Hawaii-Schnitzel war übrigens ausgesprochen lecker.

Untergekommen bin ich im Hotel zur Hohe außerhalb von Ballenstedt. 2,5 Kilometer extra… Auf dem Weg begegnete ich einen ca. 10-jährigen Jungen. Sind Sie auf Wanderung, fragte er mich? Aber klar und da oben im Hotel übernachte ich… Passen sie bitte auf, der Gehweg ist sehr glatt und im letzten Stück gibt es keinen Bürgersteig. Gehen sie dann auf die linke Straßenseite und achten sie auf die Autos, die fahren hier viel zu schnell. Klasse, so einen Ratschlag zu bekommen. Ich war perplex und er war schon zu weit weg, dass ich ihm nach seinen Namen fragen konnte. Ach so, schönes Wochenende hat er mir auch noch gewünscht. Klasse Junge. Seine Ratschläge habe ich natürlich erfüllt…

Heute waren es dann 23,94 Kilometer an Wanderleistung. Ich bin jetzt bereits in der 2. Halbzeit und fünf Kilometer sind davon bereits gespielt. Ich freue mich schon auf die 3. Halbzeit zu Hause am nächsten Mittwoch.

Bernhard

Jahrgang 1963, Sparkassenbetriebswirt, jetzt Pensionär, 1. Vorsitzender, Pressewart und stv. Wanderwart beim SC Barienrode e.V., Gesetzlicher ehrenamtlicher Betreuer von fünf lieben Menschen.

Von Bernhard

Jahrgang 1963, Sparkassenbetriebswirt, jetzt Pensionär, 1. Vorsitzender, Pressewart und stv. Wanderwart beim SC Barienrode e.V., Gesetzlicher ehrenamtlicher Betreuer von fünf lieben Menschen.