Excellentes Frühstück inkl. Reiseproviant – nur zu empfehlen die Heartland Ranch in Krummenau. Guter Start in einen neuen Tag, denn aus dem gestrigen Tag hätte ich auch zwei machen können. Blöde Gedanken haben mich gestern begleitet und ich hatte die berühmte Dauerschleife. Unrealistische Träume führten zu diesen Gedanken. Natürlich habe ich gestern auch meine neue Jacke verloren… ich hatte sie nur am Rucksack festgeklemmt. Egal, heute nehme ich alles leichter und ohne Jacke noch leichter…

Die Strecke verlief heute über Horbruch, Belginum, Haag bis nach Gräfendthron.

Bevor es auf die eigentliche Strecke ging, habe ich natürlich noch einen kurzen Weg zurückgelegt… lag da etwa noch die Jacke? Ich war da gestern durch dickes Gebüsch gelaufen… Nein.

In Horbruch hatte ich schon alles vergessen und kam an einem Getränkestopp vorbei; cool gemacht, ein alter Stromkasten-Verteiler als Getränkestation. Und tatsächlich waren dort diverse Getränke für Jakobspilger verstaut. Alles nur gegen Spende. Tolle Aktion des Eigentümers. Es gab sogar Bier!!! Hier sind wir auf dem Dorf und Jugendschutzgesetze brauchen hier nicht angewendet werden. Gut so, denn bei den Eltern im Keller steht das Bier auch nicht verschlossen rum.

Vor fast 2.000 Jahren haben hier die Römer die Straße bis Trier angelegt. Jetzt auf 600 Höhenmeter verlief der Weg hauptsächlich schnurstracks gerade aus. Da könnte ich Meter machen… mein Bruder spricht dann in solchen Situationen von „Sprintstrecken“. Recht hat er, denn ich hatte ohne Pausen einen Laufschritt von 4,7 km/h.

Kurz vor den Hügelgräbern vor Belginum kam ich an einer Flugzeugabsturzstelle vorbei. Im Jahr 2000 kamen hier zwei Piloten ums Leben, die auf dem Landeanflug zum Flughafen Hahn waren. Jetzt ist mir erst bewusst, dass hier in der Nähe der Flughafen Hahn ist und Frankfurt selbst 100 Kilometer entfernt liegt.. Irgendwie hörte ich immer Flugzeuggeräusche und habe dann oft an die Piloten gedacht: bestimmt schlechtes Wetter gewesen, Maschinenschaden und dann bist du einfach weg. Ohne Verabschiedung von der Familie und guten Freunden, einfach tot. Ich mag nicht über den Tod denken…

Über den Hochgerichtsweg ging es dann zu den Hügelgräbern. Direkt an der alten Römerstraße kurz vor dem Archäologiepark Belginum konnte ich die Gräber sehen. Alles toll erhalten hier. Schon beeindruckend. Und neben an verläuft die heutige Hunsrücken-Hochstraße. Viel Verkehr und damit für mich plausibel, dass hier früher eine wichtige Römerstraße war.

Das immer oft gerade aus gehen macht dösig und ich habe die Abfahrt verpasst. Lag wahrscheinlich auch am Anruf aus der Heimat, da ich in meinem Alter mal wieder was vergessen hatte… kurzer Umweg und glücklicherweise lief Zuhause alles glatt. Ich traf dann noch einen Pilger, der in entgegengesetzter Richtung lief. Von weitem rief ich: Römer, wohin des Weges? Er antwortete locker: auch Römer, nach Bingen… kurzer Plausch und weiter ging’s.

Kurz vor Haag, nicht Den Haag, hatte ich bereits 24 Kilometer auf meinem Tacho. In der örtlichen Kirche gab’s sogar einen Pilgerstempel. Super, der Ort hat seinen eigenen Charme. Nette Leute wohnen hier… hier wird sogar noch der Teppich ausgeklopft und wahrscheinlich nichts unter den Teppich gekehrt…

Am Ortsende sah ich drei Nachbarn sich intensiv unterhalten… ohne Bier. Komisch. Na, Kameraden rief ich: drei Männer zusammen und kein Bier? Die waren echt verwirrt nach meiner Frage. Helmut, der wahrscheinlich Älteste fasste den Mut: magst du denn ein Bier? Vollbremsung und umgekehrt. Tatsächlich holte Helmut für alle Kameraden ein Bier. Für Ewald, für Gregor, für sich und für mich. Trierer Löwenbier. Echt lecker. Wir haben uns alle super unterhalten… meine Bierflasche hatte leider ein „Loch“ und Gregor holte Nachschub. Man gut, dass ich hier gebremst habe. Das Wege-Bier von Gregor habe ich gern mitgenommen, da ja ansonsten die Verpflegungsstationen auf dem Jakobsweg von Mainz nach Trier eher mau sind. Für meine Frau… es war alkoholfreies Bier… vielleicht…

Nach unbeschreiblichen 29,34 Kilometern war ich dann in Gräfendthron angekommen. Fit wie ein Turnschuh! In einem Inklusionshotel übernachte ich. Alles neu renoviert und bestens ausgestattet. 39€ inklusive Frühstück! Und es gab ein delikates Abendessen.

Bin heute total zufrieden und deshalb gibt es einen Sonderbericht über einen mystischen Bundestagsabgeordneten und den weiteren Wegeverlauf. Seid gespannt drauf.

Bernhard

Jahrgang 1963, Sparkassenbetriebswirt, jetzt Pensionär, 1. Vorsitzender, Pressewart und stv. Wanderwart beim SC Barienrode e.V., Gesetzlicher ehrenamtlicher Betreuer von fünf lieben Menschen.

Von Bernhard

Jahrgang 1963, Sparkassenbetriebswirt, jetzt Pensionär, 1. Vorsitzender, Pressewart und stv. Wanderwart beim SC Barienrode e.V., Gesetzlicher ehrenamtlicher Betreuer von fünf lieben Menschen.

2 Gedanken zu „Verlust, Getränkestopp und Haag-Kameraden“
  1. Wie immer – sehr amüsant zu lesen! LG aus Aerzen!
    Brigitte
    Morgen geht’s für 2 Tage zum Pedelec-Seminar der LVW nach BS.

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