Noch frohen Mutes stand ich heute früh auf. Endlich wieder auf dem Jakobsweg wandern – es sollte diesmal von Hof nach Nürnberg gehen. Mein Tatonka Rucksack hatte nur 9,9 Kilo Inhalt. Geht doch. Jetzt muss nur noch die Bahnreise funktionieren. Nee, diesmal nicht. In den Nachrichten hörte ich schon, dass ein umgestürzter Baum bei Göttingen Oberleitungen zerstört hat.

Ich nahm einen Zug eher nach Hannover, um flexibler zu sein. Kaum gedacht und umgesetzt und schwupps war mein Zug storniert. Das machen die von der Bahn einfach ohne Vorwarnung. Na ja, ich bin dann quasi rückwärts in Hof angekommen, denn die Zuganreise erfolgte über Nürnberg.

Über eine Stunde Verspätung kam dann zusammen, die Entschädigung habe ich mir natürlich gleich online abgeholt… Ok, nach Abzug bin ich von Hildesheim bis Hof für nur 17,90€ gefahren… Wenigstens etwas positives.

Die offene Marienkirche in Hof enttäuschte mit einem fehlenden Pilgerstempel, aber in der verschlossenen Lorenz Kirche sah ich den Stempel durchs Fenster. Kein Reinkommen. Letztendlich rettete mich aber die Leiterin der Gymnastikgruppe im angrenzenden Pfarrheim mit einem schriftlichen Beweis meiner Anwesenheit. Und das sogar ohne Vorlage des Personalausweises – das geht in Bayern?

Dann setzte ich meinen Weg fort, begleitet von unvorhersehbarem Regen, gefrorenen Tropfen, und glänzenden Gehwegen, die zu Rutschbahnen wurden.

Oberhalb von Osseck verwandelte sich der Wanderweg in ein gefährliches Eisfeld, auf dem ich wie ein Pilger auf Kufen dahinschlitterte. Der Jakobsweg war gesperrt wegen Baumfällarbeiten, und ich musste einen Umweg in finsterer Nacht nehmen. Ein Sturz, eine schmerzhafte Landung auf der Hüfte – Aua! Doch das Abenteuer hatte mich nicht gebrochen.

Auf dem Gipfel der Schödelshöhe, bei absoluter Dunkelheit, trotzte ich allen Widrigkeiten. Die Laterne meines Handys wurde zur Fackel, um den Weg zu finden und um erneute Stürze zu vermeiden. Mit 80 km/h Gegenwind und nach über 4 Stunden Wanderung erreichte ich Ostermaiers Waldeck in Edlendorf. Durchnässt bis auf die Haut, ein Handschuh verloren, aber lebendig.

Eine heiße Dusche und ein Kräutersteak waren meine Belohnung und Anlass zur Reflexion. Heute war die Grenze zwischen Abenteuer und Gefahr schmal, doch ich blieb standhaft. Viele hätten aufgegeben, aber ich habe mich in meinem Leben entschieden, nur Pakete bei der Deutschen Post aufzugeben. Dieses Abenteuer war nichts für schwache Nerven. 18,88 Kilometer standen auf dem Wander-Tacho.

Finsternis pur

Bernhard

Jahrgang 1963, Sparkassenbetriebswirt, jetzt Pensionär, 1. Vorsitzender, Pressewart und stv. Wanderwart beim SC Barienrode e.V., Gesetzlicher ehrenamtlicher Betreuer von fünf lieben Menschen.

Von Bernhard

Jahrgang 1963, Sparkassenbetriebswirt, jetzt Pensionär, 1. Vorsitzender, Pressewart und stv. Wanderwart beim SC Barienrode e.V., Gesetzlicher ehrenamtlicher Betreuer von fünf lieben Menschen.