Geschafft. Heute Vormittag bin ich in Nürnberg eingelaufen und damit ist meine Pilgerwanderung auf dem Weg von Hof nach Nürnberg zu Ende. Bin sehr zufrieden.
Gestern Abend hatte ich noch eine längere Sitzung im Gasthaus „Zum roten Ochsen“, wo der Stammtisch von Kalchreuth versammelt war. Helga, die Mutter des Wirts, hatte mir bei meiner Buchung versprochen, dass ich trotz Küchenschluss noch etwas zu Essen bekomme.
Sie platzierte mich an den Stammtisch, wo bereits die Prominenz von Kalchreuth saß. Helga kümmerte sich liebevoll um mein leibliches Wohl und servierte mir ein köstliches Schäufele, einen Braten aus der Schweineschulter, zubereitet von Chefkoch und Küchenmeister Jörg Meisel, der hier nur Metzger genannt wird. Lecker war’s und schmeckt wie Schweinshaxe.
Am traditionellen Stammtisch, der immer sonntags außerhalb der Öffnungszeiten tagt, saß ich neben Otto Klaußner, dem derzeitigen zweiten Bürgermeister, der im Februar Bürgermeister werden möchte. Ich hatte Otto vorher schon im Dorf auf einem Wahlplakat der CSU gesehen. Ein aufmerksamer und ausgeglichener Mann, der sich aktiv am Gespräch beteiligte aber auch super zuhören konnte – guter Bürgermeister.
Im Verlauf des Abends ergaben sich interessante Unterhaltungen. Robert erzählte von seinem Beruf als Pilot – er macht ausschließlich Rückholflüge. Erwin, der ehemalige Bäcker, ist hier beim Stammtisch der Redeführer und hat immer und für jeden einen lockeren Spruch auf Lager. Helgas Mann ist ein ruhiger und gelassener Seniorwirt. Jürgen kennt sich mit Sport jeglicher Art aus und ist gut informiert. Er hat nur den falschen Lieblingsverein; nämlich Greuther Fürth. Aber es kristallisierte sich gleich heraus – Helga hat hier das Kommando. Gut so, denn eine muss ja aufpassen.
Ich wurde quasi gedrängelt die Schnapsspezialität des Hauses zu probieren. Ein leckerer Obstbrand. In der Hauptsaison im Sommer werden hier in der Gegend viele Kirschen geerntet und nach den Aussagen der Stammgäste gefühlt alle zu hochprozentigem Kirschwasser verarbeitet. Kirschen sind sogar im Ortswappen enthalten.
Natürlich wurde auch über die Politik am Stammtisch gesprochen. Hier in Kalchreuth ist die Welt noch in Ordnung, denn am Stammtisch werden die Dinge offen angesprochen und diskutiert. Klar gab es auch die üblichen Stammtischparolen, doch einzelne kritische Anmerkungen wurden von den anderen Stammgästen wieder „eingefangen“.
Juniorchef Jörg überraschte dann noch die Stammtischbrüder mit einem überbackenen Ciabatta-Brot, verfeinert mit Knoblauch, Schweizer Käse und Speck.
Und fast vergessen… Den Rekord am Stammtisch hält übrigens Gento mit 21 halben Litern Bier am Abend. Er ist aber schon länger nicht mehr dabei und ruht friedlich auf dem Friedhof. Nachvollziehbar.
Fazit meiner Sondersitzung: die Atmosphäre war lebhaft und die Gespräche vielseitig. Trotz des schönen Abends bleibe ich lieber Wanderbruder als Stammtischbruder.
Am nächsten Morgen brach ich dann früh von Kalchreuth auf. Über Buchenbühl erreichte ich den Standrand von Nürnberg nach 10,91 Kilometern. Die Wanderung durch die Häuserreihen bis zum Bahnhof habe ich mit geschenkt und bin mit der U-Bahn bis zum Hauptbahnhof gefahren. Jetzt sitze ich im leeren Zug nach Hause und freue mich, bald meine Frau wieder zu sehen. Ergänzung: 14:37 Uhr: bin tiefenentspannt im falschen Zug eingestiegen und einen Ausflug nach Berlin unternommen. Dann eben 1 1/2 Stunden später zu Hause…
Das Fazit meiner Pilgerwanderung von Hof nach Nürnberg kommt in einem extra Bericht.
Und ab 1. März 2024 wandere ich von Pattburg (dänische Grenze) nach Lübeck.