Gestern Abend hatte ich mit mir einen Termin für die heutige Wanderung von Selent nach Preetz in Schleswig-Holstein nahe der Ostsee vereinbart. Und heute morgen waren alle pünktlich zum Start der Wanderung an der Blomenburg erschienen. Mein Inneres und Äußeres „Ich“. Endlich mal wieder in der freien Natur die Sinne schärfen und natürlich die Teambesprechung. Heute haben mich hierzu kleine Tiere begleitet…

Für die Wanderung sollte ich mir die nötige Zeit nehmen, denn die vor mir laufende Schnecke mit Häuschen gab das Tempo vor. Schneckentempo eben – für die Gedanken. Bereits nach zwei Kilometer traf ich zwei ältere Frauen mit einem Hund, der ganz so aus sah wie unsere Hündin Bella, nur gefühlt 10 Kilogramm schwerer. Im Gespräch musste ich deshalb erstmal den Ratschlag geben, den Hund auf Diät zu setzen, entschuldigte mich aber gleich für den Ratschlag…. Eigentlich bin ich doch bescheuert, warum stecke ich mich da rein? Zurückhaltung bei Ratschlägen, dass muss ich noch üben, denn selbst mag ich oft solche Besserwissereien auch nicht.

Vorbei am Schloss Wittenberg kam ich an gefühlt endlosen Getreidefeldern vorbei. Erst sah ich Gerstenfelder, dann Weizenflächen und sogar ein Hafer Anbaugebiet. Und was stand auf der Infotafel? Wir produzieren für Kölln Flocken (s. Bild). Ja, die kernige Haferflocken dieser Firma gibt es bei uns 2x pro Woche. Montags und Donnerstags. Meine Frau sagt, dass Haferflocken sehr gesund sind. Ok, mit Nüssen und trockenen Früchten schmeckt es. Vorbei am Gut Rethwisch, dort wurde der Trakener Nurmi gezüchtet, mit dem 1936 der Olympiasieg in Berlin erritten wurde. Was ich nicht alles hier auf meiner Wanderstrecke erfahre…

Und es war einfach toll, als ich an gemähten Weideflächen vorbei wanderte…. ich rieche so gern frisches Heu. Es erinnert mich immer gern an mein Zuhause, wo wir bei Oswald und Hubertus (benachbarter Bauernhof) beim Aufladen der Heuballen auf dem Feld geholfen und mit viel Schwung mit der Heugabel auf den Heuboden in der Scheune katapultiert haben. Schwerstarbeit und auf dem Anhänger mit den vielen Heuballen war es schon richtig hoch und ich musste tierisch aufpassen. Natürlich schnürte immer wieder das Sackband an meinen Händen… ist da meine Entscheidung für Büroarbeit gefallen?

Und dann war da noch der Eichenprozessionsspinner. Lag mitten auf dem Radweg und schaute mich quasi gefährlich an. Kann schwere Allergien beim Anfassen verursachen. Also habe ich die Finger vongelassen… im Leben habe ich auch nicht alles angefangen.

Bereits nach 2 1/2 Stunden erreichte ich die Schusterstadt Preetz. Auf dem Marktplatz schloss gerade der Wochenmarkt und ich hörte das umtriebige Einräumen der Waren in die Transportanhänger. Schön, wenn mitten in der Stadt endlich wieder Leben ist. Und die Tradition der Schuster hat hier seinen Ursprung, hier gibt es sogar Holzschuhe zu kaufen. Niedlich, gemütlich und offen diese Kleinstadt in der holsteinischen Schweiz. Mein Vater hat früher in der Schuhfabrik in Hemmendorf gearbeitet und er hatte zu Hause eine eigene Werkstatt im Keller. Er schaffte es bei einer 48-Arbeitswoche noch nebenbei auch für Nachbarn etc. die Schuhe zu reparieren oder neu zu besohlen. Und die Maschinen stehen zum Teil immer noch an ihrem festen Platz im Keller meines Elternhauses. Leider konnte keine/r meiner Geschwister und ich diese hilfreiche Tradition fortführen.

Belohnt habe ich mich mit einer Currywurst mit Pommes und einem Spaghettieis. Lecker, lecker.

Bereits auf dem Rückweg hörte ich ein Telefongespräch ab, besser gesagt zwei ältere Frauen, die auf einer Parkbank saßen, sprachen wohl mit einem Gleichaltrigen und hatten das Handy auf sehr laut gestellt. Immer wieder fragte der Anrufer: „Könnt ihr mich hören?“ Die Frauen sagten „Ja“. Und wirklich zeitgleich sagte ein weiterer Fußgänger und ich: Ja, wir können dich auch hören.“ …. ist eben so mit dem Hören nicht nur im Alter. Also gefühlt musste ich immer hören. Hat ja nicht geschadet….

Nach 28,39 Kilometer war ich dann wieder zurück an meinem Ausgangspunkt. Sinne geschärft und festgestellt: Schuster bleib bei deinen Leisten, besser bei deinen guten Ressourcen.


Bernhard

Jahrgang 1963, Sparkassenbetriebswirt, jetzt Pensionär, 1. Vorsitzender, Pressewart und stv. Wanderwart beim SC Barienrode e.V., Gesetzlicher ehrenamtlicher Betreuer von fünf lieben Menschen.

Von Bernhard

Jahrgang 1963, Sparkassenbetriebswirt, jetzt Pensionär, 1. Vorsitzender, Pressewart und stv. Wanderwart beim SC Barienrode e.V., Gesetzlicher ehrenamtlicher Betreuer von fünf lieben Menschen.