Sorry Leute. Heute wird der Bericht von meiner Jakobsweg-Pilgerwanderung von Magdeburg nach Freyburg im Abschnitt von Halberstadt nach Quedlinburg richtig lang. Hier könnt ihr lesen warum:

Heute morgen hatte ich keine Lust so früh aufzustehen. Muss ich ja auch nicht… und nach einem guten Frühstück im Abtshof in Halberstadt machte ich mich erst 9.30 Uhr auf dem Weg. Ich hatte mir vorgenommen, abweichend zur Jakobsweg-Strecke, auf jeden Fall den Klusfelsen anzusehen. Ich wollte die Tour „Im Schatten der Hexen“ zu den bizarren Felsen erwandern. Eine richtige Entscheidung. Auf dem Weg zum Klusfelsen traf ich nämlich einen ganz, ganz besonderen Menschen: Rene Jankowski, 50 Jahre jung. Wir kommen beim Aufstieg ins Plaudern. Rene hatte mit 29 Jahren im Jahr 2002 einen Gehirntumor und sein Leben stand auf Messers Schneide. Nach der erfolgreichen Operation verlor er leider die Sehkraft am rechten Auge. Er saß auch einige Zeit im Rollstuhl. Aber Rene ist ein Stehaufmännchen und nahm seine Genesung selbst in die Hand. Heute nach 21 Jahren zittern zwar sein Hände noch, aber er ist ein absoluter Vollblut-Wanderer. 1.083 Mal war er seitdem auf dem Brocken und er gehört zu den zwanzig Wanderern, die im Club 1000 sind. Doch Rene wird sie alle, bis auf Brocken-Benno noch schlagen. Trotz seiner Behinderung ist er aus auf Rekorde. 800 Kilometer will er im Rahmen einer Challenge im Januar laufen. Vier Mal die Woche wandert er auf den Brocken und Ende April will er 1.142 oben gewesen sein. Übrigens ist nach einer Nachvermessung der Brocken nur noch 1.141 Meter hoch. Aber er steht gern auf hohen Steinen und dann passt das schon. Rene hat beim Wandern kaum Angst und stellte sich tatsächlich auf einen abschüssigen Felsvorsprung mit Blick zum Fünffinger Felsen. Das hätte ich mich niemals getraut. Seit der Operation hat er weniger Angst, weil er an sich glaubt!

Ein sehr sympathischer Mann und auch das gehört dazu, er macht alles extensiv. Wenn er mit Kumpels loszieht, dann trinkt er nur die feinsten Sachen: Whisky, Rum etc. bis kurz vorm Umfallen. Und komm mir nicht mit Mariahilf (er meint den Weinbrand Mariacron), so einen Fussel kommt mir nicht in den „Hals“. Für ein Abschiedsfoto stellte er sich noch vor dem roten Stempelkasten mit Blick auf den Klusfelsen auf. Übrigens, der MDR hat schon mehrfach über seine Höchstleistungen trotz Behinderung berichtet. Chapeau Rene.

Immer noch aufgewühlt von seinen Erlebnissen kam ich am Grenzstein von Harsleben, ungefähr auf halber Strecke nach Quedlinburg, vorbei. Was war da wohl passiert, fragte ich mich? Gefühlt sah es so aus wie ein Tatort eines Gewaltverbrechens. Ich sah die Rückseite des Gehäuses eines Huawei-Handys. Ist dort jemand überfallen worden, denn ein Handy habe ich noch nie auf meinen Wanderungen herumliegen sehen. Ich machte mich dran, um den Tatort abzusuchen. Ihr glaubt es kaum: in dreißig Meter Entfernung fand ich das Innenteil mit der Platine drin. Es muss ein starker Kampf gewesen sein. Leider waren die Spuren schon verwischt. Es schoss mir durch den Kopf: wer könnte das Opfer sein; eine Frau oder ein Mann? Welche Zielgruppe kauft Handys des chinesischen Herstellers Huawei? Oder ist sogar die chinesische Mafia mit im Spiel? Soll ich die Polizei anrufen? Leider habe ich keine Antworten… Vielleicht war es auch einfach nur Müll… Was meint ihr und wie wäre eure Geschichte? Gern als Kommentar schreiben.

Ganz anderes Thema und wie immer neue Erkenntnisse. Hier in Sachsen-Anhalt gibt es übrigens Rüttelstreifen mit fünf Punkten (s. Foto). Ihr wisst schon, auf diesem Gebiet bin ich Profi. Der damalige Verkehrsminister Scheuer hat es nicht hingekriegt eine DIN dafür herauszugeben. Ob das Verkehrsminister Wissling schafft? Dem traue ich mehr zu. Den alten Bericht könnt ihr unter

https://wanderbruder.de/rodelner-pilger-und-just-in-time/

lesen. Also zusammengefasst 3/4, 4 oder 5 Punkte im Rüttelstreifen geht gar nicht. Eine DIN muss her.

Nach 18,52 Kilometer erreichte ich Quedlinburg. Menschenleer… Sonst sind hier Touristenanstürme ohne Ende. Gute Zeit ausgesucht. Natürlich habe ich im Fischrestaurant Hössler Mittag gegessen. Verschiedene Fischfilets mit Kartoffelbrei und Salat. Wie immer super frisch. *****Sterne Essen zu vernünftigen Preisen. Ein Muss für Pilger und Besucher von Quedlinburg.

Kurz vor meinem Hotel, das Regiohotel Quedlinburger Hof, sah ich auf dem Rasen am nähen Busbahnhof eine Zange liegen. Ein Fundstück der besonderen Art… Was ist das für ein Zeichen? Gerade ich sollte sie finden? Was sagt mir diese Zange? Nimm deine Mitmenschen nicht immer in die Zange, löse die Griffe und bleib locker. Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut. Guter Fund.

Das Regiohotel liegt sehr zentral und ist bestens ausgestattet. Modern und gemütlich. Sogar mit Wasserkocher für einen Kaffee zwischendurch. Und dann war heute noch Waschtag der Socken und Unterbuxen. Und eine Rasur war heute auch noch fällig, nachdem ich mich auf dem Foto gesehen habe.

Ihr merkt ich bin schon sehr entspannt, sonst würde ich nicht so verrückte Gedanken haben.

Bernhard

Jahrgang 1963, Sparkassenbetriebswirt, jetzt Pensionär, 1. Vorsitzender, Pressewart und stv. Wanderwart beim SC Barienrode e.V., Gesetzlicher ehrenamtlicher Betreuer von fünf lieben Menschen.

Von Bernhard

Jahrgang 1963, Sparkassenbetriebswirt, jetzt Pensionär, 1. Vorsitzender, Pressewart und stv. Wanderwart beim SC Barienrode e.V., Gesetzlicher ehrenamtlicher Betreuer von fünf lieben Menschen.