Ich sitze jetzt hier in einem Restaurant in der Drosselgasse zu Rüdesheim, der Ballermann-Stadt am Rhein. Mehr als drei Millionen Menschen pilgern jährlich durch die zwei Meter Breite und 144 Meter lange Gasse. Mehr als auf dem Jakobsweg nach Compostela.

Es ist 16.00 Uhr. Viele ausländische Gäste sind mit Bussen, Rhein-Kreuzfahrtschiffen oder einfach mit dem Auto vor Ort. Och, da hinten kommt eine Weibertruppe, sorry für meine Wortwahl. Wird hier auch gekegelt? Zumindest sind die jungen Damen schon gut im Gange… vorgeglüht heißt das heute. Ist billiger sich vorher einen zu gönnen, als hier die überteuerten Preise zu zahlen. Die eigentlichen Partys beginnen hier frühstens ab 17.00 Uhr, eher erst ab 22 Uhr.

Meine Frau und ich waren vor Jahren mal hier… auffällig ist heute, dass die Gäste mehr gucken als kaufen… ist ja aufgrund der Inflation nicht mehr so viel Geld im Portemonnaie. Aber für den Rüdesheimer Kaffee mit Asbach Uralt reicht es immer noch. Mensch, haben sich die Weiber (wieder sorry!) den reingekippt. Der Alkohol wird durch die süße Sahne geschmacklich unterdrückt und wirkt erst in 2 Stunden. Dann doppelt. Meinen Segen haben die jungen Frauen.

Ich hatte ja versprochen, dass ich alles aus der Sicht eines Pilgers betrachte. Also es gibt in Rüdesheim eine Jakobusklause (+ 1 Punkt). Es gibt eine Jakobuskirche (+ 1 Punkt). Weiter verläuft hier der Hildegard von Bingen – Weg (+ 1/2 Punkt). Die Menschen pilgern andächtig durch die Drosselgasse (+ 1 Punkt). Also aus meiner Sicht 3,5 Pluspunkte.

Jetzt zu den Negativpunkten: alles sehr teuer hier… eine Kugel Eis 2,10€ (- 1 Punkt). Abzocke. In der Drosselgasse sind mitunter schwankende Gruppen unterwegs, dieses lässt ein nur schrittweises Pilgern zu (- 1 Punkt). Asbach uralte Lokale und Fabrikgebäude (am Bahnhof) lassen den Geist des Weines verschwinden (-1 Punkt).

Eigentlich hätten jetzt die positiven Erkenntnisse als Pilger überwogen, doch den letzten Minuspunkt gibt es für die Bezeichnung „Ballermann-Stadt am Rhein“. Hier gibt es keinen Strand, laute Züge fahren gefühlt direkt an der Drosselgasse vorbei und das Publikum ist eher größer 60+. Dazu gehöre ich leider auch.

Ok, das war eine Multimoment-Aufnahme zwischen 16.00 – 17.15 Uhr. Mir ist kalt.

Zurück geht es gleich mit Mary Roos (Fähre), die mich hoffentlich wärmt. Und auf Partys ab 22 Uhr habe ich einfach kein Bock drauf.

Bernhard

Jahrgang 1963, Sparkassenbetriebswirt, jetzt Pensionär, 1. Vorsitzender, Pressewart und stv. Wanderwart beim SC Barienrode e.V., Gesetzlicher ehrenamtlicher Betreuer von fünf lieben Menschen.

Von Bernhard

Jahrgang 1963, Sparkassenbetriebswirt, jetzt Pensionär, 1. Vorsitzender, Pressewart und stv. Wanderwart beim SC Barienrode e.V., Gesetzlicher ehrenamtlicher Betreuer von fünf lieben Menschen.