Gestern Abend tauchte ich noch in die Welt der Galloway Bäckchen ein, um etwas für meinen Eiweiß-Haushalt zu tun. Das Fleisch dieser niedlichen Rinder war ausgesprochen zart und wurde vom Koch im Flair Hotel Neeth bestens zubereitet. Ein Genießermahl.

Morgens ging es dann mit dem Bus zurück nach Preetz zum Startpunkt meiner 6. Etappe der Via Jutlandica bis Lübeck.

Der 1. Teilabschnitt von Preetz nach Sophienhof führte mich entlang des Radweges. Die Straße selbst wird gerade saniert und war für den Autoverkehr gesperrt. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht den Bauarbeitern bei der Arbeit zuzuschauen. Tut mir echt leid, dass ich schon in Pension bin…. Für mich faszinierend war, dass der dicke Straßenaushub mittels einer Zerkleinerungsmaschine direkt wieder verwendet wurde, ein klares Beispiel für effektives Recycling vor Ort.

Die Via Jutlandica führte mich durch Trent mit seinen reetgedeckten Bauernhäusern und über Tramm ins vertraute Plön. Hier war ich mit meiner Frau schon häufiger: niedliches Städtchen. Übrigens, im von weiten sichtbaren Plöner Schloss befindet sich das Schulungszentrum von Brillen Fielmann, damit alle den Durchblick haben. Im Zentrum besuchte ich auch die große Nicolaikirche, die auf mich eher nüchtern wirkte.

Eine idyllische Pause legte ich auf dem Steg des Dampferanlegers ein: der Blick auf den Großen Plöner See erinnerte mich an meine Frau’s Lieblingsort. Hier starten im Frühjahr wieder die großen Rundfahrten – ein Muss für Touristen.

Der Weg nach Bosau erstreckte sich linksseitig, mit 10 Kilometern entlang des Großen Plöner Sees. Der gesamte Rundweg beträgt übrigens 40 Kilometer. Auf meinem Weg passierte ich die Marineschule für Offiziere und Unteroffiziere. Aus der „Messe“ roch es wunderbar nach einem deftigen Mittagessen. Hunger hatte ich schon, aber über den Zaun klettern? Nein, nein – da stand auf einem Warnschild: „Im Notfall werden Schusswaffen eingesetzt.“

Auf dem Missionsweg kurz vor Ruhleben traf ich eine ältere Dame, dünn gekleidet und mit Puschen unterwegs. Erika ist aus einem Altenheim scheinbar ausgebüxt. Erika hat vermutlich Demenz, also weiß sie es wahrscheinlich gar nicht.. Von weitem hörte ich aufregende Rufe: „Erika, Erika, wo bist du?“ Hier rief ich! Und schon sah ich eine Pflegerin mit einem schiebenden Rollstuhl um die Kurve sausen. Sie hielt an und schimpfte mit Erika: „Da bist du ja, du sollst doch nicht immer weglaufen…“. Erika: „Ich wollte doch nur zu meinem Mann nach Hause…“. Die Pflegerin berichtete mir, dass der Mann bereits seit zwanzig Jahren verstorben ist. Das ist das schöne bei einer schrecklichen Demenz: man vergisst auch unangenehme Ereignisse. Auf jeden Fall wieder für mich ein Erlebnis der besonderen Art und die Dankbarkeit darüber, dass ich noch fit bin.

Diese 6. Etappe bot insgesamt Natur pur: es ging vorbei an Seen, inmitten von Wiesen und Wäldern. Im Zielort Bosau beeindruckende mich der Bereich um die St. Petri Kirche im Altdorf. Hier sind eine Häuser nach slawischer Art als Runddorf angelegt. Und ich wohne heute Nacht im Runddorf, nämlich im Gasthaus „Zum Frohsinn“. Der Name verspricht viel. Tolle gemütliche Unterkunft. Heute sind 26,05 Kilometer Wanderleistung bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 5 km/h, meine bisher schnellste Etappe, zusammengekommen.

Bernhard

Jahrgang 1963, Sparkassenbetriebswirt, jetzt Pensionär, 1. Vorsitzender, Pressewart und stv. Wanderwart beim SC Barienrode e.V., Gesetzlicher ehrenamtlicher Betreuer von drei lieben Menschen.

Von Bernhard

Jahrgang 1963, Sparkassenbetriebswirt, jetzt Pensionär, 1. Vorsitzender, Pressewart und stv. Wanderwart beim SC Barienrode e.V., Gesetzlicher ehrenamtlicher Betreuer von drei lieben Menschen.