Die Deutsche Bahn war eigentlich schon immer überfordert, aber jetzt durch das tolle 9€ Ticket herrscht Chaos. Schnurzpiepegal. Meine Frau hat mich heute früh zum Bahnhof gebracht und ich startete von Hildesheim bis zunächst nach Berlin Ostbahnhof auf meine Jakobswanderung vom 8.-19.8.2022 (Frankfurt/Oder bis Tangermünde). Meinen 9,3 Kilogramm (davon 3,5 Kilogramm Essen und Wasser) schweren Rucksack spürte ich schon beim Hochheben auf die Gepäckablage. Am Berliner Ostbahnhof hatten wir 25 Minuten Verspätung und ich hetzte dann zum Anschlusszug nach Frankfurt/Oder. Da wollten viele Leute hin… Geschafft. Und wo bin ich denn hier gelandet? Dreckzug und einige MitfahrerInnen hatten ihre FFP-2 Maske nur um den Hals gewickelt. Jetzt bloß nichts wegholen hier… Mit meinem strengen Beamtenblick habe ich es zumindestens geschafft, dass drei Kameraden sich die Maske ins Gesicht gezogen haben. Geht euch das eigentlich auch so, dass manche mit Maske einfacher besser aussehen? Grins.

In Effeff (FF=Autokennzeichen von Frankfurt/Oder) bin ich dann direkt zum Hotel Residence zum Einchecken. Leider war das Zimmer um 11.45 Uhr noch nicht fertig. Die machen das hier alles eben nicht aus dem Effeff, soll ja auch sauber sein. Den Rucksack habe ich an der Rezeption abgegeben und schon ging ich auf Strecke. Herrlich wieder mit allen Sinnen unterwegs zu sein. Über die Rosa-Luxemburg-Str. ging es dann gleich Richtung Lichtenberg. Von Weitem hörte ich leise immer die Autobahn A12. Nach knapp 10 Kilometern, vorbei an unzähligen Gartenkolonien, erreichte ich Lichtenberg. Hier ist übrigens in den letzten Jahrzehnten auf der Ruine einer Windmühle (Baujahr 1906) ein (Fürst-) Bismarckturm mit nur 4,85m Höhe errichtet worden. Beim Wiederaufbau haben die Bauarbeiter leider zu viel Schnaps (Bismarck) getrunken und keiner konnte mehr ein höheres Baugerüst aufstellen. Aber so kann man auch einen Titel führen: nämlich der kleinste Aussichtsturm Deutschlands. Sachen gibts….

Im ortsansässigen Altenheim freuten sich die draußensitzenden Bewohner über mein freundliches „Grüss Gott“. Grüss Gott habe ich wirklich ohne Hintergedanken gesagt, auch wenn sie, wenn ich beim Schreiben darüber nachdenke, wohl ihn am ehesten grüßen können… Sorry liebe Bewohner, das war nicht so gemeint…

Im nächsten Ort Pillgram sind in den Jahrhunderten viele Pilger durchgekommen, das sagt schon der Ortsname… Weiter Richtung Jacobsdorf musste ich über dir Brücke der A12 wandern. Diesesmal haben echt viele Autofahrer mein Winken erwidert. Ein Lkw-Fahrer aus Polen hupte sogar kräftig.

Dann ging es über Felder und Wiesen weiter. Ein Landwirt war auf dem Feld zugange und er verursachte mit seinem Gerät eine riesige trockene Staubwolke. Gut, dass ich meine Maske dabei hatte, sonst hätte ich bestimmt eine Staublunge.

In Jacobsdorf selbst ist die Pilgerzeit auch schon wieder vorbei. Die Kirche war abgeschlossen und im Pfarrheim saßen 15 ältere Damen und ein älterer Herr beim Häkeln. Ich fragte in die Runde nach einem Pilgerstempel. In Jacobsdorf gibt es keinen Pilgerstempel… och nee, im Dorf der Jakobspilger keinen Stempel? Ich war schon ein bisschen erstaunt und sagte beiläufig zum Mann, er würde hier wohl in der falschen Runde mit den Häckelsachen sitzen. Ich kann schon mal bissig sein… aber irgendeiner muss es eben abkriegen… beim Rausgehen hörte ich noch eine Aussage einer Frau: „Das ist schon der vierte Pilger in diesem Jahr, der nach einem Stempel fragt.“ Hey Leute aus Jacobsdorf – ich rufe Euch mit diesem Bericht zu: „Findet den Fehler!“

Mit dem Zug bin ich dann nach 19,5 Kilometer Wanderung zurück nach FF gefahren. Die haben nämlich in Jacobsdorf auch keine Unterkunftsmöglichkeit. Vielleicht finden Sie diesen Fehler auch.

Jetzt bin ich im Hotel und genieße einfach das Liegen im Bett und das Schreiben dieses Beitrages.

Gegen 19 Uhr gehe ich dann in die Altstadt zum Essen und dann über die Oder nach Polen. Vielleicht bis nachher…

Bernhard

Jahrgang 1963, Sparkassenbetriebswirt, jetzt Pensionär, 1. Vorsitzender, Pressewart und stv. Wanderwart beim SC Barienrode e.V., Gesetzlicher ehrenamtlicher Betreuer von fünf lieben Menschen.

Von Bernhard

Jahrgang 1963, Sparkassenbetriebswirt, jetzt Pensionär, 1. Vorsitzender, Pressewart und stv. Wanderwart beim SC Barienrode e.V., Gesetzlicher ehrenamtlicher Betreuer von fünf lieben Menschen.