Es war in der Nacht irgendwie anders: ich hörte ein Mücke, die sich einen Spaß machte und dauernd um meine Ohren flog. Das hätte ich früher nicht lange ausgehalten und hätte erst weitergeschlafen, wenn ich sie erwischt hätte. Gestern war alles anders: meine innere Stimme sagte: du kannst mich mal Mücke. Am Morgen: kein Mückenstich. Nach einem reichhaltigen gemeinsamen Frühstück erhielt ich von Monika eine Anstecknadel mit dem Sorben-Emblem der Linde – eigentlich kenne ich nur die Deutsche Eiche als Symbol der Deutschen. Wieder was dazu gelernt. Mich stören die Eichenblätter vom Baum des Nachbarn im Herbst, weil diese einfach nicht verrotten. Von Monika bekam ich dann noch einen Spruch-Glückskeks ohne Keks, der Spruch lautete: „ein Lächeln ist oft das Wesentliche“; da war dich was gestern 🙃. Mit einem feierlichen Pilgersegen, da musste ich schon nachdenklich schlucken, wurde ich auf den Jakobsweg entsendet. Das heutige Begleitwort heißt „Bezaubernd“.
Gleich am Ortsausgang überholte mich jemand mit einem Fahrrad, erstaunlicherweise kein E-Bike. Es war Maria, gelernte Krankenschwester. Sie begleitete mich ein ganzes Stück des Weges. Sie fragte mich, ob ich regelmäßig in die Kirche gehe. Antwort: nein, nur bei Pilgerwanderungen. Das solltest du mehr machen…. war sehr überzeugend…. Sie erzählte von ihrer Arbeit, von der Hetze im Alltag und von ihrem behinderten Kind, was vor 15 Jahren verstarb. Sie sei immer gern zur Kirche gegangen, weil es der einzige Ort und die einzige Zeit war, wo sie mal Ruhe hatte. Kein Nörgeln und kein Gezeter. Oh, ist meine Mutter Maria deshalb auch regelmäßige Kirchgängerin gewesen? Das war bestimmt auch ein Grund.
Dann bekam ich eine Aufklärung über Mais und Biomais. Beeindruckend. In dem einen Maisfeld sah ich nur Stangen stehen, kein Unkraut- alles weggespritzt. Und ein Feld weiter Biomais, auch das Unkraut hatte dort seinen Platz. Und die Insekten flogen bezaubernd über dieses Feld. Das habe ich mit meinen eigenen Augen gesehen (2. Stichwort). Kauft bitte nur Biomais.
In Wendischbaselitz sah ich ein Schild mit dem Hinweis: Verkehrshelfer – bei uns hieß das früher Schülerlotse. Oh ja, ab der 5. Klasse mit dem Bus zur Schule „Sommerfrische“ und dort angekommen wurden wir sicher über die Straße gelotst. Ich muss mal meine früheren Verkehrswacht-Vorstandsmitglieder fragen, ob wir in Niedersachsen noch sowas haben. Die Verkehrswachtarbeit war immer sehr wichtig für mich.
An diesem bezaubernden Tag begleiteten mich von weitem Störche. Das habe ich selbst gesehen. Ich habe ja auch das Herzauge (sh. Foto) gesehen.
Kurz vor Kamenz traf ich bestimmt 5 x einen Rollstuhlselbstfahrer. Immer wieder sprachen wir zusammen und es viel ihm immer noch etwas neues ein, dass er wieder umdrehte. Bis ich ihm gesagt habe, lass uns doch einfach ein Stück zusammengehen, er musste ja leider fahren. Mit 7 Jahren Speiseölvergiftung, nach der Wende den Arbeitsplatz verloren, er hat übrigens Fußmatten gewebt.. da war doch noch was.. Und dann die vielen Untersuchungen wegen der Frühverrentung. Keiner wollte ihm glauben. Heute sei er schon früh aufgestanden, um das schöne Wetter in vollen Zügen genießen zu können. Er lebt in einer Wohnanlage einer Genossenschaft. Nur alte Leute wohnen hier. Nächstes Jahr wird er 80. Trotz seiner Krankheit war er sehr, sehr zufrieden. Gerhard, machs gut, rief ich ihm beim Abschied hinterher. Er gab Vollgas und winkte bezaubernd zurück. Das habe ich selbst gesehen und gefühlt.
Nach 18,8 Kilometer Wanderung wurde ich im Hotel Stadt Dresden in Kamenz bezaubernd empfangen, eine hübsche junge Frau und ein fleißiger Herr interessierten sich für mich. Das gibst wirklich noch, auch in einem so großen Hotel! Was ich denn so mache… Hey, hier bin ich nicht der Herr von Zimmer 203 (Upgrade😁), sondern Wanderbruder.de . Und wenn ich morgen noch Wegzehrung mitnehmen darf, dann gibst 5 Sterne bei Google. Ich schlafe nämlich heute in einem 7-Zonen Boxspringbett.