Ein Tag voller Kontraste: Vom Festmahl der Wanderer, zur Macht der Natur und einem verborgenen Paradies.
Der Morgen begann für Wanderwoman und für mich mit einem wahren Festmahl: ein exquisit gedeckter Frühstückstisch, der uns perfekt auf die kommenden Herausforderungen einstimmte. Denn was uns erwartete, war nichts für schwache Nerven. Schon die 1,5-stündige Fahrt über Serpentinen nach Tijarafe war ein Abenteuer für sich. Und dann auf dem Weg der Anblick der Lavaschneisen des Vulkans Tajogaite – ein Mahnmal der Naturgewalten. Fast ein Kilometer breit erstreckt sich mehrmals das Lavageröll, wo einst Häuser und Leben waren. Hier hat die Natur viele Hektar zurückgewonnen, doch nichts als Trümmer hinterlassen. Die neu gebauten Straßen winden sich um die erstarrten Flussläufe aus schwarzem Stein. Gestern noch sahen wir die Bilder im Vulkan-Besucherzentrum, heute standen wir mitten in dieser stummen Kulisse – ein Gefühl von Ehrfurcht und Demut.
Die Cueva de Candelaria: Ein verstecktes Paradies
In Tijarafe begann der Abstieg zu einem der geheimnisvollsten Orte der Insel: der Cueva de Candelaria, der legendären Schmugglerbucht. Diese Bucht ist kein gewöhnliches Ausflugsziel, sondern ein Ort, der sich wie ein gut gehütetes Geheimnis gibt. Schon die Geschichten, die sich um sie ranken, sind faszinierend: Einst war sie ein Unterschlupf für Schmuggler, die hier ihre Waren versteckten – abgeschieden, uneinsehbar und doch perfekt erreichbar für Seefahrer.
Heute führt der Weg zur Bucht über einen steilen Abstieg, der uns alles abverlangte. 1.053 Höhenmeter auf nur 3,5 Kilometern – eine Strecke, die Knie und Waden brennen lässt. Doch das Ziel war jede Anstrengung wert. Erst kurz vor der Bucht erblickten wir die winzigen Häuschen, die sich zwischen den mächtigen Felswänden verstecken. Die Szenerie wirkte wie aus einem Abenteuerfilm: das türkisfarbene Wasser, die steilen Klippen und diese kleinen Häuser, die aussahen, als hätten sie Geschichten zu erzählen. Es war, als würde man in eine andere Welt eintauchen – geheimnisvoll, einzigartig und unvergesslich.
Der Rückweg: Gnade aus El Jesus
Der Rückweg stellte uns erneut auf die Probe: Die 1.053 Höhenmeter mussten nun im Aufstieg bewältigt werden. Mit jedem Schritt spürten wir die Strapazen des Tages stärker. Doch als unsere Kräfte fast am Ende waren, kam die Rettung in Form von Straßenbau-Handwerkern aus dem kleinen Ort El Jesus. Sie nahmen uns auf ihrer Ladefläche mit, sodass wir die letzten zwei Kilometer auf diese originelle Weise zurücklegten – sieben Wanderer hinten, zwei weitere vorne im Pickup. Ein Moment der Erleichterung und Dankbarkeit, der uns einmal mehr zeigte, wie hilfsbereit die Menschen auf dieser Insel sind.
Die letzte gute Tat und ein wohlverdienter Ausklang
Auf dem Rückweg nach Tazacorte setzten wir das gute Karma fort, das uns die Handwerker entgegengebracht hatten. Zwei Tramperinnen – eine Belgierin und eine Italienerin – schlossen sich unserer Fahrt an. Sie erzählten uns von ihrem Schüleraustausch auf einer Pferderanch, und wir freuten uns, auch ihnen helfen zu können.
Der krönende Abschluss des Tages war ein Besuch am Strand von Tazacorte. Wir ließen die Erlebnisse des Tages Revue passieren, während die Sonne am Horizont versank und den Himmel in leuchtende Farben tauchte.
Fazit: Ein Tag, der bleibt
Dieser Tag hat uns nicht nur körperlich gefordert, sondern auch tief berührt. Die Cueva de Candelaria ist mehr als eine Sehenswürdigkeit – sie ist ein Ort voller Geschichte, umgeben von der wilden Schönheit der Natur. Die Begegnungen mit Menschen und die Erkenntnisse über die Kräfte der Erde machten diesen Tag zu einem Erlebnis, das wir nie vergessen werden.
La Palma hat noch viele solcher Schätze – entdecke sie mit uns – vier Wandertage sind noch geplant.