La Palma – die schönste Insel der Kanaren?
Dieser Frage bin ich nachgegangen, nachdem ich einen Online-Beitrag gelesen hatte, der die Insel als wahres Paradies beschrieb. Und ja, La Palma ist zweifellos schön. Doch das Bild, das sich mir bot, war komplexer und vielschichtiger.
Die Insel, die fasziniert und fordert
Der Norden von La Palma beeindruckt mit sattgrüner Vegetation, die von regelmäßigen Regenfällen im Winter genährt wird – ein wahres Naturwunder. Der Süden hingegen lockt mit mildem Klima, angenehmen Temperaturen und Sonne satt. Wir hatten durchgehend über 20 Grad und keinen Regen. Dennoch ist La Palma kein Ort, den man leichtfertig unterschätzen sollte. Die Insel liegt in einem Erdbebengebiet, und Wanderwoman, meine fantastische Begleiterin, spürte sogar ein leichtes Zittern am Strand von Tazacorte.
Die Unsicherheit, die der Klimawandel und der jüngste Vulkanausbruch mit sich bringen, ist spürbar. Es ist kaum vorstellbar, wie die Menschen hier täglich mit dieser Ungewissheit leben.
Die Narben des Vulkans: Ein Erdbeben für die Seele
Der Vulkanausbruch von 2021 hat La Palma nachhaltig verändert. Über Wochen strömte glühende Lava aus den Tiefen der Erde, verschlang Dörfer, Straßen und Bananenplantagen. Ganze Existenzen wurden ausgelöscht. Heute sieht man die Zerstörung an vielen Stellen der Insel. Schwarze Lavafelder ziehen sich wie Wunden durch die Landschaft, bedecken einst belebte Gebiete und erinnern unaufhörlich an die Macht der Natur.
Für uns war es erschütternd, durch die betroffenen Gebiete zu fahren. Häuser, die von Lava eingeschlossen und zerstört wurden, Straßen, die ins Nichts führen, und die Geschichten der Menschen, die ihr Zuhause und ihre Lebensgrundlage verloren haben – all das hat uns tief bewegt. Die Hilfsbereitschaft und der Mut der Inselbewohner sind bewundernswert, doch die Wunden heilen nur langsam.
Hinzu kommt die ständige Angst vor einer Wiederholung. Die Inselbewohner leben mit der Realität, dass ein erneuter Ausbruch jederzeit möglich ist. Dieses Gefühl von Unsicherheit und Unberechenbarkeit ist schwer zu begreifen, aber es begleitet jeden Schritt auf La Palma.
Für Wanderer wie uns hatte der Ausbruch weitere Folgen: Viele bekannte Wanderwege sind noch gesperrt oder unzugänglich. Die Planung wird dadurch erschwert, und man merkt, wie sehr die Insel sich noch im Wiederaufbau befindet. Doch auch hier zeigt sich der unermüdliche Wille der Menschen, die Natur und die Infrastruktur langsam zurückzuerobern.
Wandern: Eine Reise zu den Grenzen der eigenen Stärke
Das Wandern auf La Palma ist unvergesslich – im besten wie im herausforderndsten Sinne. Die Strecken, die wir gemeistert haben, waren wunderschön, aber oft anspruchsvoll: steile Anstiege, spärliche Wegweiser und lange Anfahrten. Die Straßen sind kurvenreich, und der Weg zum höchsten Berg der Insel verlangte mit über 200 Kehren und fast zwei Stunden Fahrtzeit Geduld und Nerven.
Ein guter Tipp: Eine Unterkunft in Tazacorte ist ideal, um zentral zu wohnen und abends das lebendige Städtchen zu genießen.
Ein Hotel, das begeistert
Unser Aufenthalt im Hotel „La Palma & Teneguía Princess“ war ein Genuss. Die Küche ist erstklassig, die Poolanlage traumhaft, und Familien fühlen sich hier besonders wohl. Drei Rumpsteaks an einem Abend? Absolut machbar! Doch die Lage am Meer in einer Einbahnstraße und täglicher Autofahrt 700 Höhenmeter aufwärts sehr anstrengend, auch für unseren Suzuki Vitara.
Ein kritischer Blick auf die Landwirtschaft
Die endlosen Bananenplantagen der Firma Coplaca sind ein zweischneidiges Schwert. Die Monokultur dominiert die Landschaft, und leere Giftkanister am Wegesrand werfen ein schlechtes Licht auf die konventionelle Landwirtschaft. Unser Rat: Kauft Bio-Bananen! Die herkömmlichen konnten uns weder geschmacklich noch in puncto Nachhaltigkeit überzeugen.
Die Magie der Natur
Mit etwas Glück wird man auf La Palma mit Begegnungen belohnt, die das Herz höherschlagen lassen. Wanderwoman hatte das Glück, Delfine und bunte Fische zu beobachten – ein Erlebnis, das man so schnell nicht vergisst.
Unvergessliche Begegnungen – menschlich und tief
La Palma hat mich nicht nur landschaftlich berührt, sondern auch durch die Menschen, die ich hier getroffen habe. Besonders die Abende mit Barbara und Karl bleiben in Erinnerung. Doch das größte Geschenk dieser Reise war Wanderwoman. Ihre Gesellschaft hat jede Wanderung zu etwas Besonderem gemacht. Ihr Humor, ihre Offenheit und unsere tiefen Gespräche haben die Zeit auf La Palma zu einer der schönsten meines Lebens gemacht. Danke, Wanderwoman, für deine Geduld, deine positive Energie und die wunderbare Begleitung.
Fazit: La Palma – Eine Insel, die Spuren hinterlässt
La Palma ist mehr als nur ein Reiseziel – sie ist eine Erfahrung, die einen nachdenklich macht, fordert und bereichert. Die Schönheit der Insel ist unverkennbar, doch sie stellt auch Ansprüche. Wer bereit ist, sich darauf einzulassen, wird mit unvergesslichen Eindrücken und Begegnungen belohnt.
Wanderwoman, ohne dich wäre diese Reise nicht halb so besonders gewesen. Du hast diese Tage unvergesslich gemacht – dafür danke ich dir von Herzen.
Ich war noch nie auf La Palma, aber die Schilderungen dieser Reise, erwecken eine Sehnsucht, diese Insel zu besuchen und zu bewandern.