Manche Tage starten mit einem klaren Ziel, doch sie entwickeln sich zu einem Mosaik aus kleinen und großen Momenten. Mein 8. Wandertag auf dem Sächsischen Jakobsweg führte mich durch Chemnitz, Markersdorf, Klaffenbach, Adorf, Jahnsdorf und Stollberg – vorbei an unbekannten Orten, wütenden Winden und unerwarteten Überraschungen. Doch schon der Abend davor hatte einiges zu erzählen.
Ein Abend voller „Heizung“ und Kälte
Nach einer kurzen Stadtbesichtigung wollte ich mich gestern Abend an meinem Bergfest im Chemnitzer Kabarett belohnen. Die Vorstellung von Ellen Schaller und Torsten Pahl mit dem Titel „Einfach mal Heizung an“ versprach Witz, brachte aber vor allem eines: Nostalgie. Viele der Pointen blieben in der Vergangenheit hängen, schienen vor fünf Jahren steckengeblieben. Statt frischer Ideen für die Zukunft gab es altbekannte Kritik am System, die auch das Publikum aufgriff. In Gesprächen mit anderen Besuchern fiel mir auf: Oft wird nach dem Staat gerufen, statt eigene Lösungen zu suchen – eine Haltung, die mich zum Nachdenken brachte. Warum nicht vor der eigenen Haustür kehren und etwas im Ehrenamt bewegen?
Nach der Vorstellung wurde es dann noch richtig kalt. Zwei Straßenbahnen fielen aus, und ich musste länger als geplant warten. Ich habe richtig gefroren. Irgendwann kam ich schließlich zurück, doch die Nacht war kurz, denn mein Wecker klingelte früh für den nächsten Wandertag.
Frühstart in Chemnitz und eine kraftvolle Natur
Um 5:25 Uhr stand ich auf, um pünktlich mit der Wanderung zu beginnen. Mit der Straßenbahn – diesmal ohne Verspätung – erreichte ich den Chemnitzer Stadtpark. Die Vögel waren unruhig, ein sicheres Zeichen, dass der Winter vor der Tür steht.
Die ersten Kilometer führten mich vorbei am VW-Werk und durch den Stadtwald. Die Ruhe der Natur war genau das, was ich nach der Kälte des Vortags brauchte. Auf meinem Weg nach Klaffenbach wanderte ich über den Golfplatz und bewunderte das Wasserschloss Klaffenbach, ein beeindruckendes Hotel mit historischem Flair. Dort holte ich mir auch den Pilgerstempel – ein kleines Highlight des Tages.
Winde, Überraschungen und ein Glückswurm
Der Weg nach Jahnsdorf wurde stürmischer. Auf der Panoramastraße tobte der Wind so heftig, dass mein Regenschirm mehrmals umschlug. Doch die Aussicht entschädigte für die Herausforderung, und der Glockenschlag der Kirche um 10 Uhr setzte einen harmonischen Akzent.
Kurz darauf folgte ein Moment, der wie aus einem Krimi wirkte: Eine verdächtig aussehende „Mordstelle“ am Jakobsweg, die mich an den ZDF-Krimi „Mord am Jakobsweg“ erinnerte, den ich erst gestern erwähnt hatte. Natürlich war es nichts Aktuelles, aber die Atmosphäre hatte ihren eigenen Reiz.
Ein echtes Highlight war jedoch der Fund eines „Glückswurms“ – ein kleines Päckchen mit einer liebevollen Botschaft. Dieses unerwartete Geschenk zauberte mir ein breites Lächeln ins Gesicht. Schade, dass der Absender anonym blieb – ich hätte mich gern bedankt.
Ein schönes Finale in Stollberg
Nach einem kurzen Orientierungshilfe-Einsatz meines Navis erreichte ich die andere Seite der Talsperre und schließlich Stollberg. Trotz einer unauffälligen Ausschilderung fühlte ich mich gut begleitet und wurde mit der schicken Stadt belohnt, die ich um 12:30 Uhr erreichte.
Abschluss in Zwickau
Am Nachmittag kam ich in Zwickau an, wo ich mein Wohnmobil auf Vordermann brachte. Ein gründliches Reinemachen, ein Wäschewechsel auf Winterkleidung und – endlich – eine Rasur, die längst überfällig war. Meine Frau wird sich freuen.
Der Schnee kündigt sich an, und ich bin bereit.
Bleibt dran, euer Wanderbruder!