308,76 Kilometer. 26,85 Kilometer pro Tag. 11,5 Wandertage. Diese beeindruckenden Zahlen fassen eine Pilgerreise zusammen, die in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich war. Der Sächsische Jakobsweg zwischen Bautzen und Hof hat mich nicht nur körperlich gefordert, sondern auch emotional bereichert und logistisch inspiriert.
Ein Weg voller Vielfalt und Herausforderungen
Der Sächsische Jakobsweg hat mich mit seiner Schönheit und Abwechslung begeistert. Etwa 60 % der Strecken führen durch Wälder, abseits von Asphalt – ein Genuss für jeden Wanderer. Die Höhenabschnitte fordern zwar Kraft, sind aber für jeden machbar, der sich ein wenig vorbereitet. Hervorzuheben ist die gute Beschilderung, die nur im Abschnitt bei Oelsnitz in Sachsen etwas zu wünschen übrig lässt.
Ein weniger angenehmes Kapitel: der Teilabschnitt zwischen Stollberg und Zwickau. Hier verläuft der Jakobsweg teilweise direkt entlang der Autobahn, und der Lärm kann die Pilgerstimmung dämpfen. Doch die übrigen Strecken entschädigen mit ruhigen Wegen, schönen Ortschaften und einer Fülle an kleinen Bäckereien, die noch das Flair vergangener Zeiten ausstrahlen.
Pilgerfreundliche Infrastruktur
Die Route ist ein Paradies für Pilger. Herbergen und Unterkünfte sind ausreichend vorhanden, und Einkaufsmöglichkeiten in den Städten sind ideal für den Proviant unterwegs. Besonders praktisch war die Premiere mit meinem „Hotel Wohnmobil“. Abends versetzte ich es zum Zielort, während ich morgens mit Bahn oder Bus zum Startpunkt fuhr. Diese Strategie erforderte zwar mehr Vorbereitung und eine gute Fahrplan-Koordination, war aber perfekt, um ohne schweren Rucksack zu wandern.
Die Barfuß-Revolution und körperliche Erfolge
Ein Highlight war das Wandern mit meinen Winter-Barfußschuhen – eine Entscheidung, die ich keine Sekunde bereut habe. Keine Blasen, keine Wunden und dank Magnesiumtabletten auch keine Wadenkrämpfe! Die Barfußschuhe haben sich als ideales Schuhwerk bewährt, und zukünftige Wanderungen werde ich nur noch mit ihnen unternehmen. Nebenbei habe ich 1,5 Kilogramm abgenommen, was ich als netten Nebeneffekt verbuche – nicht schlecht für einen 61-Jährigen!
Begegnungen und Inspirationen
Ein besonderes Erlebnis war die Begegnung mit Heinz-Werner Lehmann, der Pilgerlegende und Ehrenvorsitzenden in Chemnitz. Wer diese Strecke geht, sollte ihn unbedingt besuchen. Seine Geschichten und Tipps sind ein Geschenk, das bleibt. Zudem war der Abschnitt durch das Erzgebirge ein kultureller Höhepunkt, mit vielen spannenden Informationen über den Bergbau und die Geschichte der Region.
Mein Fazit
Der Sächsische Jakobsweg von Bautzen nach Hof ist ein herausfordernder, aber pilgerfreundlicher Abschnitt, der sich besonders für gut vorbereitete Wanderer eignet. Die Kombination aus Barfußschuhen, Wohnmobil als Basislager und Tagesetappen ohne schweren Rucksack hat für mich perfekt funktioniert.
Die Mischung aus Natur, Begegnungen und körperlicher Leistung macht diese Pilgerreise zu einem unvergesslichen Erlebnis – und ich bin stolz, diese Strecke gemeistert zu haben. Der Jakobsweg hat mich wieder einmal gelehrt, dass jede Reise nicht nur eine Herausforderung ist, sondern auch ein Geschenk.
Ich bin bereit für das nächste Ziel – natürlich wieder mit Barfußschuhen und meinem „Hotel Wohnmobil“!