Nach einem unspektakulären Frühstück bei der Bruderschaft in Münster startete mein Tag um 9.30 Uhr. Der Nebel verzog sich, die Vögel zwitscherten – und ich marschierte fröhlich über die Brücke am Aasee, zurück auf den Jakobsweg von Bielefeld nach Rheinberg. Da kam mir der Gedanke: „Hoffentlich macht der Aasee seinem Namen keine Ehre.“ Na ja, man ahnt es schon: Das Schicksal lachte mit.

Die Route führte mich heute über Roxel, Brock und Schapdetten bis nach Nottuln. In Roxel fiel mir mal wieder auf, wie eng die Kirche mit dem Gasthaus – oder besser gesagt, der Kneipe – verbandelt ist. Nach dem Gottesdienst gleich zum Frühschoppen? Gefühlt gibt es hier einen Tunnel vom Altar direkt zum Zapfhahn. Nach dem Motto: „Erst beten, dann Bier.“

Weniger inspirierend war der Abschnitt an der A1 und der Landesstraße L520. Autolärm, wohin das Ohr auch lauscht. Aber ich war mittlerweile so entspannt, dass ich das Rauschen der Motoren irgendwann mit Meereswellen verwechselt habe. Meeresrauschen… oder Verkehrslärm? Man nimmt, was man kriegt!

Der eigentliche Höhepunkt des Tages: das Stift Tilbeck. Beeindruckend, was hier alles los ist! Das Stift bietet Wohn- und Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderungen, und produziert auch noch – unter anderem Tilbecker Kaffee. Im Café holte ich mir meinen Pilgerstempel und stürzte mich mitten in den Mittagsandrang. Ein echter Pilger-Moment: Ich fragte, ob für mich noch was vom Essen übrig sei – und fühlte mich sofort ins Mittelalter zurückversetzt. Glücklicherweise gab es nach einer Wartezeit von 15 Minuten noch was! Für 7 Euro bekam ich ein echtes Pilgermenü: Salat, Backfisch mit Kartoffelbrei und als Krönung eine göttliche Maracujacreme. Den Fantakuchen ließ ich lieber weg – ein Bauchgefühl, das sich bald als goldrichtig herausstellte.

Denn kurz vor Schapdetten fing mein Darm an, sich lauthals zu beschweren. Es grummelte und rumorte, ein Gewitter im Bauch und mir wurde klar: Ich brauche dringend einen Feldweg und einen Busch. Und ja, da war sie – die Rache des Aasees! Ihr wisst genau, was ich meine.

Nach 22,72 Kilometern erreichte ich endlich Nottuln. Die Unterkunft im Hotel Rosenboom ist klasse, aber leider auch nicht gerade günstig. Nach diesem Tag war es mir aber völlig egal – ich wollte einfach nur noch entspannen.

Ein passender Abschluss für einen Wandertag, der zwischen Backfisch und Bauchlandung so einiges zu bieten hatte!

Morgen geht’s dann entspannt weiter bis Coesfeld, bevor ich mit dem Zug nach Ahaus fahre, um den Geburtstag meiner Tochter zu feiern.

Bernhard

Jahrgang 1963, Sparkassenbetriebswirt, jetzt Pensionär, 1. Vorsitzender, Pressewart und stv. Wanderwart beim SC Barienrode e.V., Gesetzlicher ehrenamtlicher Betreuer von drei lieben Menschen.

Von Bernhard

Jahrgang 1963, Sparkassenbetriebswirt, jetzt Pensionär, 1. Vorsitzender, Pressewart und stv. Wanderwart beim SC Barienrode e.V., Gesetzlicher ehrenamtlicher Betreuer von drei lieben Menschen.