Meine heutige Wanderung auf dem Jakobsweg von Bielefeld nach Rheinberg begann ich als vermeintlicher Schlossherr direkt am Schloss Raesfeld. Hier besticht nicht nur eine beeindruckende Architektur sondern auch ein einzigartiges Angebot: Heiraten rund um die Uhr – sogar an Sonn- und Feiertagen und auf Wunsch mitten in der Nacht – ein Alleinstellungsmerkmal des hiesigen Standesamtes. Es gibt übrigens sieben Standesbeamte.

Nach einem kurzen Spaziergang durch die wunderschöne Parkanlage ging es weiter Richtung Marienthal. Doch der Weg dorthin war alles andere als einfach. Teilweise verwachsen und noch feucht, sorgten die Pfade schnell für nasse Füße. In Marienthal angekommen, bot sich dann ein idyllischer Anblick – das Karmeliter Kloster war Schauplatz eines aufkommenden Herbstmarktes. Leider hatte der Marktstand mit Kaffee noch geschlossen, was mich nach meinem mageren Frühstück aus zwei Brötchen von gestern etwas enttäuschte.

Ich setzte meine Wanderung fort, vorbei an einem eleganten Golfplatz und einem Wellnesshotel in Vorshövel, überquerte die A3 und wanderte entlang ehemaliger Spargelfelder. Die Landschaft wechselte stetig, und mit jedem Schritt zeigte sich die Region von ihrer ländlichen und zugleich vielfältigen Seite.

Als ich schließlich in Wesel ankam, dachte ich sofort an den berühmten Spruch: „Wo heet de Börgermeester vun Wesel? Esel.“ – ein Satz, den hier jeder kennt. Ich habe mich mal mit dem Plattdeutschen versucht.

Doch meine Erfahrung in Wesel sollte weniger humorvoll sein, denn die geplante Übernachtung im Hotel Kaiserhof stellte sich als absolute Katastrophe heraus. Muffige Zimmer, heruntergekommene Vorhänge, dreckige Badezimmer und ein unfreundlicher Hotelier sorgten dafür, dass ich nach mehreren Zimmer-Besichtigungen die Reißleine zog und meine Buchung stornierte. Als Pilger muss man nicht alles hinnehmen, und für 70 Euro hatte ich definitiv Besseres erwartet.

Glücklicherweise fand ich nur 400 Meter weiter eine perfekte Unterkunft in den Appartements des Weseler Wirtshauses. Der Tag endete dann doch noch versöhnlich mit einer ordentlichen Portion Rouladen, Rotkohl und Salzkartoffeln direkt im Wirtshaus.

Mit 22,73 Kilometern in den Beinen ging ein anstrengender, aber abwechslungsreicher Wandertag zu Ende. Es fühlte sich nach deutlich mehr an, aber die letzte Etappe meines Jakobswegs von Bielefeld nach Rheinberg steht schon morgen in den Startlöchern. Noch etwa 15 Kilometer trennen mich von meinem Ziel, bevor der Zug mich wieder nach Hause bringt – zu meiner Frau, die ich jetzt schon sehr vermisse.

Bernhard

Jahrgang 1963, Sparkassenbetriebswirt, jetzt Pensionär, 1. Vorsitzender, Pressewart und stv. Wanderwart beim SC Barienrode e.V., Gesetzlicher ehrenamtlicher Betreuer von drei lieben Menschen.

Von Bernhard

Jahrgang 1963, Sparkassenbetriebswirt, jetzt Pensionär, 1. Vorsitzender, Pressewart und stv. Wanderwart beim SC Barienrode e.V., Gesetzlicher ehrenamtlicher Betreuer von drei lieben Menschen.