Wohnmobil parken, Zugfahrt starten – und los ging es wieder auf dem Jakobsweg von Bautzen nach Hof in einem neuen Teilabschnitt. Heute Morgen habe ich mein Wohnmobil auf den P+R Parkplatz in Flöha umgesetzt und für die kommenden Tage präpariert: Strom, Gas, Wasser – alles bereit für das komfortable, fahrende Hotel. Danach stieg ich in den Zug und machte mich auf den Weg zurück nach Freiberg. Die Strecke führte durch kleine Orte wie Friedeburg, Kleinschirma, Oberschöna, Kirchbach, Oederan und Falkenau zurück nach Flöha. Doch die eigentlichen Highlights lagen abseits der Gleise – und davon gab es heute einige!
Hightech trifft Tradition: Glasfaserausbau in Friedeburg
Kaum war ich in Friedeburg, wurde ich Zeuge moderner Technik. Bauarbeiten für die Verlegung von Glasfaserkabeln prägen aktuell fast jedes Stadtbild in Deutschland, und hier war es nicht anders. Eine Spezialbohrmaschine frisst sich 250 Meter unter die Erde – effizient und kostengünstig im Vergleich zu früher, als Schächte mühsam ausgebaggert werden mussten. Was für ein Fortschritt!
Matschparcours in Oberschöna: Barfußschuhe auf Bewährungsprobe
Mit einem Energieschub im Gepäck wagte ich mich in Oberschöna auf einen matschigen Wanderweg – ein Produkt von Baumernte-Maschinen, die den Weg in ein Schlammmeer verwandelt hatten. Barfußschuhe haben hier klar gepunktet: Kein zusätzliches Gewicht wie bei Wanderschuhen durch klebrigen Matsch! Doch 20 Meter vor dem Ende der Strecke passierte das Unvermeidliche: Ich sackte kurz ein. Ein Schuh, voller Schlamm – das Foto ist Beweis genug. Heute Abend steht eine Sondereinigung an, und die Waschmaschine zu Hause wird Schwerstarbeit leisten.
Kirchbach: Proteste und politische Extreme
In Kirchbach fiel mir sofort die Vielzahl an Protestschildern gegen Windkraft auf. Die verwitterten Plakate erzählen von einer langen Initiative – hier wird jetzt keine Windkraftanlage mehr gebaut. Leider scheint das Kommunikationsvakuum rund um solche Projekte auch extremen politischen Gruppen in die Karten zu spielen. Auf einem Speditionsgrundstück am Ortsausgang prangerten zahlreiche Plakate einer rechten Partei. Ein bedrückender Anblick, der zeigt, wie wichtig transparente politische Prozesse sind.
Miniaturenzauber in Oederan und ein Hauch von Tschechien
Oederan überraschte mit seiner Miniatur-Gartenausstellung des Erzgebirges – eine liebevoll gestaltete Attraktion, die leider schon in die Saisonpause gegangen ist. Im übrigen lohnt sich ein kurzer Abstecher vom sächsischen Jakobsweg über den Marktplatz: Die renovierten Geschäftshäuser sind eine Augenweide, und die zweisprachigen Straßenschilder mit tschechischen Namen erinnern an die geografische Nähe zu unserem Nachbarland.
Höhenmeterrausch bis Falkenau und ein kreatives Holzbauwerk
Nach 393 erklommenen Höhenmetern führte mich der Weg Richtung Falkenau steil bergab – gefühlt 500 Höhenmeter! Und als ob das nicht genug wäre, warteten noch etwa 150 Stufen hinunter bis zur Brücke. Eine kleine Überraschung auf dem Weg nach unten: ein originelles Holzbauwerk, das meine Aufmerksamkeit fesselte. Der Erzgebirge-Charme zeigt sich eben auch in den kleinen Details vom Jakobsweg.
Rückkehr nach Flöha: Belohnung mit Rumpsteak
Nach 26,06 Kilometern erreichte ich schließlich wieder Flöha. Der Hunger war mein treuer Begleiter auf den letzten Kilometern – und jetzt werde ich mir das perfekte Abendessen vorbereiten: Rumpsteak mit Möhren und Kartoffeln. Ein würdiger Abschluss für einen ereignisreichen Tag!
Fazit:
Die heutige Wanderung war ein Spiegelbild des Erzgebirges: Natur, Technik, Kultur und gesellschaftliche Spannungen in einer einzigartigen Mischung. Ich freue mich schon auf das nächste Abenteuer – bleibt dran auf Wanderbruder.de!
Hallo Bernhard, ich bin wirklich beeindruckt von Deinen vielen Pilgerwegen in Deutschland! Toll!!!!! Und ich dachte, ich wäre schon viel gelaufen…..allerdings war ich bisher fast nur in Spanien unterwegs. Auf den üblichen Verdächtigen. 😁 Aber Du hast mir jetzt den Impuls gegeben, hier in Deutschland zu laufen, und zwar auch im Winter!!!!! Danke für Deine spannenden Berichte und Buen Camino!!!
Julia
Hallo Julia,
vielen Dank für Deine lieben Worte! Es freut mich riesig, dass Dich meine Berichte inspirieren konnten. Spanien hat mit seinen „üblichen Verdächtigen“ natürlich einen ganz besonderen Zauber – ich bin mir sicher, dass Du dort unvergessliche Erlebnisse hattest. Aber auch Deutschland hat unglaublich viel zu bieten, und gerade im Winter sind viele Pilgerwege hierzulande eine ganz besondere Erfahrung.
Ich wünsche Dir viel Freude und Inspiration auf Deinen Wegen hier in Deutschland – und wer weiß, vielleicht kreuzen sich unsere Pfade ja irgendwann einmal! Bis dahin wünsche ich Dir Buen Camino und allzeit gute Wege!
Herzliche Grüße,
Bernhard