Während meines Aufenthalts in Boltenhagen beim Schreibseminar „Textlandungen“ habe ich mir einen Tag freigenommen, um auf Schreibexkursion nach Wismar zu wandern.

Vom Koch des Seminarhaus wurde ich mit einem großen Fresspaket ausgestattet: vier dick mit Butter bestrichene Kniften (Brotscheiben), belegt mit Mett und Käse, ein Wiener Würstchen, eine Flasche stilles Wasser und Gurken und Obst.

Um 7.45 Uhr ging es dann raus aus dem Wolkengrau von Boltenhagen zur sonnigen Hansestadt Wismar. Ab Wohl-(enberg) in der Nähe von Grevesmühlen ging es mir richtig gut und ich habe einfach mal nichts gemacht oder besser nur die Gegend beobachtet. Auf dem erhöhten Deichweg konnte ich zwei unterschiedliche Wettersichten beobachten: am Strand war es düster und grau, vom Landesinnern schien die Sonne noch sehr herbstkräftig und warm. Und nur dem Geräusch der lachenden Möwe zugehört, den durch die Sonne gelb schimmernden Sand beobachtet und die Wattwürmer gezählt. Ich habe in diesem Moment an den schönen Urlaub mit meiner Frau, dem Trainingslager auf Langeoog https://wanderbruder.de/trainingslager-fuer-wanderbruder gedacht. Auch hier Freiheit und Natur pur.

Zurückgerissen in die Gegenwart sah ich an einer Wegkreuzung eine Blumenschale mit blauer und grüner Heide, sofern ich das mit meiner Farbenblindheit beurteilen kann, rundherum fünf rote leuchtende Grablichter gestellt und ein Stein mit den Worten: Kraft, Liebe, Hoffnung. Ein Kreuz konnte ich nicht sehen, aber ich vermute, dass an dieser Kreuzung ein Mensch zu Tode kam. Was wird das für ein Mensch gewesen sein? Ein Mann, eine Frau? Ich vermute ein Mann, denn jedes Grablicht könnte für eine Person stehen: die Ehefrau, der Sohn, vielleicht die Tochter mit ihrem neuen Freund. Ja, vielleicht sogar von seinen Eltern. Es war gerade Allerheiligen, der Gedenktag für Verstorbene. Auch ich denke oft an meine verstorbenen Brüder und Eltern, meine Mutter wäre gerade 87 Jahre alt geworden. Ich bin mit großer Kraft und Liebe ausgestattet und hoffe auf eine wunderschöne Zukunft.

Vorbei am Ostseebad Zierow, da waren wir vor zwei Jahren zum Wohnmobilurlaub, konnte ich schon die große Werft von Wismar sehen. Ein Luxusschiff wartete bereits vor der großen weißen Fabrikhalle auf weitere Arbeiten. Oh je schon wieder Gedanken… Erlebnisse von Kreuzfahrten in der Karibik und in der Ostsee schwirrten um mich herum. Gut, dass ich schnell den malerischen Hafen von Wismar erreicht habe und wie immer an einem Hafen natürlich ein Bismarkhering-Fischbrötchen ohne Zwiebeln gegessen habe. Lecker. Fischbrötchen schmecken nur mit frischer Meeresluft gut. Durch Corona war Wismar quasi wie ausgestorben, nur in den großen Lebensmittelmärkten war viel Betrieb. So auch bei Lidl, draußen an der Paketstation, die Menschen bestellen in diesen Zeiten mehr im Internet. Doch was holte die junge, vielleicht 25-jährige Frau mit langen blonden Haaren dort aus der DHL-Paketstation: ein Lidl-Paket. Vielleicht hat dort vom Markt aus einer das Paketfach direkt befüllt.

Zurück ging es nach einem gemütlichen Stadtrundgang, nachdem ich noch zunächst die Marienkirche, eine Station auf meiner im Frühjahr beginnenden Pilgerwanderung von Swinemünde nach Osnabrück besucht hatte, mit dem Nah-Bus nach Boltenhagen. Beim Warten im Bushäuschen fiel mir die Werbung der Bundesregierung zum Thema „Rassismus“ auf. Macht euch selbst ein Bild, wer die Wohnung oder die Ausbildungsstelle kriegt (s. Fotos).

Natürlich musste ich nach meiner Rückkehr noch zur Seebrücke laufen, denn ich bin ja immer während meines Seminar abends dorthin marschiert. 30 Kilometer Tageswanderleistung.

Bernhard

Jahrgang 1963, Sparkassenbetriebswirt, jetzt Pensionär, 1. Vorsitzender, Pressewart und stv. Wanderwart beim SC Barienrode e.V., Gesetzlicher ehrenamtlicher Betreuer von fünf lieben Menschen.

Von Bernhard

Jahrgang 1963, Sparkassenbetriebswirt, jetzt Pensionär, 1. Vorsitzender, Pressewart und stv. Wanderwart beim SC Barienrode e.V., Gesetzlicher ehrenamtlicher Betreuer von fünf lieben Menschen.