Um 6 Uhr aus dem Bett gefallen. Der letzte Wandertag auf der Via Baltica bis Osnabrück rief und ich wollte ihm nicht die kalte Schulter zeigen. Mit dem Bus nach Vörden, Rucksack auf und ab ins Campemoor. Frisch renaturierte Moore, Wasser ohne Ende, die Gräser so hoch wie meine gute Laune — nach drei Kilometern die unvermeidlich nassen Füße in den Barfußschuhen. Zum Glück hatte ich meine DANISH ENDURANCE Merino-Woll-Wandersocken an den Füßen — die haben wunderbar zirkuliert.

Dann den direkten Weg Richtung Kalkriese genommen – bei dem Museumsgelände zur Varusschlacht war ich schon. Fünf zusätzliche Kilometer auf meinem Wanderkonto eingespart. Top Plan. Weiter durch Uptrup über den Mittellandkanal, den Haster Berg hoch und runter und am Nettebad vorbei. Höhepunkt unterwegs: der Sonnenhügel kurz vor Osnabrück. Und wirklich, da schien sie — die Sonne! Der Ort hat seinen Namen für genau diesen Moment verdient.

Ab Richtung Osnabrücker Innenstadt, vorbei an einem genialen Freeshop-Roll-Laden, wo ausgemusterte Dinge auf Abnehmer warten, bevor sie in den Müll wandern. Ich hätte am liebsten was mitgenommen, aber für meinen kleinen Rucksack war nichts passendes dabei.

Und dann war er da — der Moment. Dom in Sichtweite, Beine schwer, Füße schmerzhaft, aber der Kopf hellwach. Dieses Gefühl, wenn du nach 251 Kilometern auf dem Pilgerweg das Ziel erreichst, ist mit Worten kaum zu fassen. Gänsehaut, die sich wie eine Welle über den ganzen Körper schiebt, der Blick wird kurz feucht, und du weißt: Dafür macht man das. Ein stiller Triumph, der keiner großen Bühne braucht.

Noch schnell ein Pflichtfoto vorm Dom, den finalen Stempel im Museum abgeholt und ab in den Sturzregen. Im Eiltempo zum Busbahnhof, klitschnass aber zufrieden in den Bus nach Damme zurück. Das waren heute dann 30,92 Kilometer als Wanderleistung.

Und weil’s einfach insgesamt genial ist: 251 Kilometer in 8,5 Wandertagen, das sind 29,53 Kilometer im Tagesdurchschnitt. Mit 62 Jahren. Nur ich, meine Beine, und der Wille Ziele zu erreichen und ganz nebenbei ist der Kopf wieder frei für das schöne im Leben.

„Heute am frühen Abend geht’s mit dem Wohnmobil wieder Richtung Heimat. Ich freue mich riesig darauf, meine Frau endlich wieder in die Arme schließen zu können.

Das Fazit? Gibt’s morgen.“

Von Bernhard Kruppki

Jahrgang 1963, Sparkassenbetriebswirt, jetzt Pensionär, 1. Vorsitzender, Pressewart und stv. Wanderwart beim SC Barienrode e.V., Gesetzlicher ehrenamtlicher Betreuer von neu: fünf lieben Menschen.