Gestern das Wohnmobil auf einem offiziellen Stellplatz in Wildeshausen abgestellt und direkt die Heißluftfritteuse angeworfen. Ein bisschen fleischlastig, aber wer will schon Salat nach einem Wandertag? Heute ging’s dann mit dem Zug nach Bremen. Start am Hauptbahnhof, ein paar Meter durch die City, über den Marktplatz und zum berühmten Schnoor-Viertel. Ich kann’s nicht ändern: Immer wieder schön, aber ich halte mich nie lange auf – die Strecke ruft.

Dann rüber über die Weserbrücke und auf der anderen Seite an der kleinen Weser entlang. Schön gemähtes Gras auf dem Deichweg, der Geruch von frischem Schnitt und irgendwo wird ein Sandfrachter gelöscht. Über ein Förderband wandern Kies und Schotter direkt in die Betonfabrik. Urbanes Wandern at its best. Die A1 taucht dann erst kurz vor Dreye auf und wird flott unterquert.

Kurz vor Dreye habe ich den Plan geändert und bin einfach parallel zu den Bahnschienen direkt bis zum Bahnhof Dreye gelaufen. Keine Regel ohne Ausnahme, und so hab ich mir 8,5 Kilometer geschenkt und bin in den Zug nach Barrien gehüpft. Warum? Weil ich mich bei der Vorplanung vertan hatte. Wer läuft bei 23 Grad schon über 40 Kilometer? Eben.

Ab Barrien ging’s dann wieder zu Fuß weiter – durch den „Reisegarten am Hohen Berg“, wobei „hoher Berg“ eher ein ambitionierter Erdhügel ist. Bremsen-Alarm inklusive, stehen bleiben streng verboten. Libellen surren, die Luft flimmert, und eine gesperrte Brücke nach Gräfinghausen stellt sich mir in den Weg. Schilder warnen, Brennnesseln schießen hoch – also wieder mal die eigene Kletterkunst ausgepackt und irgendwie drüber. Ein besseres Foto? Keine Chance.

Über Wald und Wiesen weiter Richtung Dünsen. Die Uhr läuft. 14:55 Uhr sollte der Bus fahren. Der nächste erst um 16:55 Uhr. Noch 1,5 Kilometer und nur noch zehn Minuten. Dauerlauf? Nein danke. Und da stand er – ein Motorradfahrer ohne Helm, vermutlich auch nicht mit TÜV-Angst geplagt. Ich angehalten, draufgesprungen, und ab ging’s als Sozius über Land. Der Bus? Natürlich 17 Minuten Verspätung. Hätte ich auch locker zu Fuß geschafft. Aber egal – es war, wie immer, herrlich schräg. Kletterkunst, Motorrad-Ritt und verspäteter Bus. Ich liebe diese Tage.

Von Bernhard Kruppki

Jahrgang 1963, Sparkassenbetriebswirt, jetzt Pensionär, 1. Vorsitzender, Pressewart und stv. Wanderwart beim SC Barienrode e.V., Gesetzlicher ehrenamtlicher Betreuer von neu: vier lieben Menschen.