Gestern mal ein halber freier Wandertag, so der Plan. An der Waterfront in Bremen — direkt bei der Seebühne — ein bisschen Shopping, dann Konzert von Katie Melua. Klein, intim, ganz nah dran, denn ich hatte mich auf einen freien Platz 10 Reihen vor der Bühne hingesetzt. Einfach clever sein.
Katie sichtbar schwanger und stimmlich absolut auf den Punkt. Ein paar Lieblingsstücke dabei, Publikum entspannt, Bremen happy. Danach tobte noch das Leben in der Stadt: am Domshof, vorm Hauptbahnhof und in den Straßen, als gäbe es kein Morgen.
Ich bin irgendwann Richtung Wildeshausen in den Zug gestiegen und bekam direkt mein eigenes Kino geboten. Ein paar Halbstarke in Feierlaune machten auf Oberansager, pöbelten das Zugpersonal an und hielten sich für unantastbar. Lautstärkepegel irgendwo zwischen Volksfest und Fußballstadion nach Mitternacht. Ich lehnte mich zurück und dachte: besser als jede Reality-Show.
Um 1:30 Uhr war ich dann endlich im Bett. Fünf Stunden später — Klassiker — festgestellt, dass sonntags der Bus zur Aumühle nicht fährt. Also Taxi, 15 € Festpreis. Auf dem Weg zur Aumühle der nächste Lacher: Blitzer. 25 km/h drüber. Die Fahrerin hat ordentlich draufgezahlt, aber hey — ich kann ja nicht jedes Problem zu meinem machen.
Nieselregen beim Start, drei Kilometer A1-Randweg, das muss man abhaken. Dann wurde’s besser: die Visbeker Braut. Ein 4000 Jahre altes jungsteinzeitliches Großsteingrab, über das die Legende erzählt, dass eine hochmütige Braut samt ihrer Hochzeitsgesellschaft dort zu Stein erstarrt ist, weil sie Gott nicht danken wollte. Damals war die Gästeliste noch gnadenlos.
Weiter an einer Forellenfarm vorbei und einem riesigen Plukon-Geflügelbetrieb, über den Kreuzweg nach Visbek. Stempel in der Bücherei — sonntags während des Gottesdienstes geöffnet, wie sympathisch ist das bitte? Und ab da die Erdbeer-Autobahn: Folientunnel an Folientunnel, die Saison wird mit Plastik bis in den Herbst gestreckt. Die Felder voller Pflücker, Sonntag oder nicht.
Vor dem Modellflugplatz Lutten schossen ein paar Mini-Jets durch die Luft, ich bog Richtung Oythe ab und trabte die letzten Kilometer bis zum Bahnhof Vechta. Wohnmobil noch nach Damme umsetzen, morgen geht’s wieder weiter auf der Via Baltica.
28,9 Kilometer, wenig Schlaf, eigene Bahnkino-Show, Blitzer und Erdbeer-Highway. Dauerpilger-Modus läuft.





































