☕ Frühstart mit Plan – und trotzdem ohne Plan

7:30 Uhr in Lengerich.
Der Kaffee wirkt halb, der Himmel grau, aber der Wille – ungebrochen.
Rucksack auf, Schuhe zu, los.
Durch Stadtfeldmark und Ladbergen, alles noch ruhig, kaum jemand unterwegs.
15 Kilometer später, Tempo 5,5 km/h – ich bin im Flow.


🚢 Endlich: Wasser!

Dann taucht er auf – der Dortmund-Ems-Kanal.
Ich sag’s euch: Ich liebe Wasserwege.
Da fließt was, da passiert was – das ist Bewegung pur.

Und dann dieses Bild:
In einem alten Baumstamm eine Jesusfigur.
Ein Pilgergruß aus Holz und Zufall.
Ich nicke ihm zu.
Er bleibt. Ich geh weiter. Klassische Rollenverteilung.

Schmedehausen? Rechts liegen gelassen.
Ich bleibe lieber am Wasser – Containerschiffe gucken ist Meditation in Bewegung.


⚓ Pilger vs. Containerschiffe – 1:0

Und dann das Highlight:
Ich überhole tatsächlich zwei Containerschiffe an der Schleuse!
Die fahren 8–12 km/h – aber ich, der Wanderbruder, mit 5,5 km/h Dauerlauf,
Blick geradeaus, Pilgerwind im Flanellhemd.
Da kannst du schon mal stolz grinsen.

Im Yachthafen Fuestrup steht dann dieses Ding –
eine Mini-Überfahrt Calais–Dover! (Siehe Foto)
Ich schwöre, man lernt auf dem Jakobsweg mehr Geografie als in 12 Schuljahren.


🥦 Spargelträume, Grünkohlrealität

Erstes Spargelfeld für die nächste Saison entdeckt – schön, aber aktuell läuft’s anders:
Jetzt ist Grünkohlzeit!
Und wie das Laub heute federt – weich, gelenkschonend, fast poetisch.
Der Wind: still.
Der Tag: perfekt.

Links ein militärischer Sicherheitsbereich, rechts die Wassergewinnung –
und ich mitten durch.
Ob das passt?
Keine Ahnung, aber fühlt sich nach Leben zwischen den Fronten an.


⛪ Sakristei-Stempel! Kein Witz.

Vorbei an der Turmhügelburg Haskenau, geschichtsträchtig und mystisch.
Dann der Dom in Münster.
Und jetzt haltet euch fest:
Der Domherr persönlich führt mich in die Sakristei,
holt das Stempelkissen raus und drückt mir den Pilgerstempel auf.
Einmalig!
Nicht in der Sakristei gewesen heißt: kein richtiger Pilger! 😄

Tagesbilanz: 38,43 Kilometer.
Die Beine müde, das Herz satt.


🧖‍♂️ Werne: Schweinefilet, Sole & schwarze Unterhose

Mit dem Zug zurück nach Lengerich, Wohnmobil geschnappt,
weiter nach Werne – direkt ans Solebad.
Vorher noch ein Festmahl: Schweinefilet mit kleinen Rosenkohl-Bällchen.
Klingt komisch, schmeckt göttlich.

Dann ab in die Sole.
Badehose vergessen.
Egal. Schwarze Unterhose.
Ich also in der Sauna – alle bekleidet?
Die Blicke: unbezahlbar.
Aber hey, Gelassenheit ist mein neues Trainingsziel. 😎

Spättarif: 5 €, Ehrenamtscard gezückt – läuft.
Ach ja, Gasflasche fürs Wohnmobil unterwegs auch noch getauscht.
Pilgerlife = Multitasking auf göttlichem Niveau.


🥾 Fazit des Tages

Ein Tag voller Wasser, Wunder, Wärmestau und Witz.
Ich hab Schiffe überholt, Jesus im Baum gefunden,
’nen Domherr getroffen, Schweinefilet gefuttert
und in schwarzer Unterhose Wellness gemacht.

Wenn Pilgern immer so ist –
dann bleib ich unterwegs.

Von Bernhard Kruppki

Jahrgang 1963, Sparkassenbetriebswirt, jetzt Pensionär, 1. Vorsitzender, Pressewart und stv. Wanderwart beim SC Barienrode e.V., Gesetzlicher ehrenamtlicher Betreuer von neu: fünf lieben Menschen.