Heute startete der Pilgertag auf dem Jakobsweg von Höxter nach Dortmund mit einem echten Klassiker: Übernachtung auf dem Parkplatz vor dem Friedhof in Geseke. Grins. Früh raus aus dem Wohnmobil, Marsch los – und nach 500 Metern der Schock: links den Winterschuh, rechts den Sommerschuh an. Tiefenentspannt bin ich schon, das hat sich wohl verselbstständigt. Also kehrt gemacht, neu besohlt, und dann konnte es losgehen.
Mit dem Zug nach Paderborn, und von dort über Wewer, Salzkotten, Upsprunge bis zurück nach Geseke.
Schon gestern hatte ich eine Zeitreise hingelegt: In der Bäckerei bekam ich als Wechselgeld tatsächlich ein 2-DM-Stück anstelle eines 2-Euro-Stücks. Ich hab’s erst gar nicht gemerkt! Seit dem 1.1.2002 gibt’s den Euro – und damals hatten wir bei meiner Sparkasse als einzige Filiale am Neujahrstag geöffnet, damit die Leute ihre D-Mark in Euro tauschen konnten. Heute bin ich längst im Ruhestand und muss schmunzeln, wenn mir so etwas wieder in die Hände fällt.
Raus aus Paderborn gab es gleich eine kleine Premiere: eine neue Streckenführung, knapp 500 Meter weg von der Straße. Gut so, denn die ersten fünf Kilometer liefen trotzdem noch am Verkehr entlang. Danach endlich: Felder, Wiesen, weite Blicke, kaum Höhenmeter. Kurz vor Salzkotten zwei Teenager, die an einem Scheunentor Handstand übten. Sah richtig gut aus – und hat mich sofort an meine Kinder erinnert, die immer Kunststücke turnten. Um Punkt 12 Uhr läuteten dann die Glocken, als hätten sie nur für den Pilger geklingelt.
Danach ging es ins Naturschutzgebiet Sültsoid. Dort habe ich mich tatsächlich in einem Seegraslabyrinth verirrt – gut, dass es die Locus-App gibt. Legendenstatus erreichte dann die Hängeschaukel an einer Brücke in Upsprunge. S. Foto!
Weiter ein Sonnenblumenfeld, durch Hennekendorf, die letzten sieben Kilometer dann nur geradeaus – ehrlich gesagt ein bisschen langweilig. Immerhin die Sonne strahlte dazu, bei 15 Grad fast schon ideales Wanderwetter.
Und dann die Überraschung: mitten hinein ins Stadtfest! Geseke feierte Hexentanzfest. Auf dem Marktplatz tobte das Leben, überall Kinder in Kostümen, Zauberhüte und Zauberstäbe. Sofort hatte ich ein Bild meiner Tochter im Kopf: vor 25 Jahren, damals im blauen Glitzerkostüm – Harry Potter wäre neidisch gewesen. Herrlich!
Am Ende standen 27,38 Kilometer, 4,6 km/h, ein Kopf voller Bilder und Beine voller Sonne. Zur Belohnung gab es eine deftige Leberkäsepfanne – Pilgerkost deluxe.
Ein Tag mit Schuhpanne, DM-Zeitreise, Glockengeläut, Labyrinth, Hexentanz und Leberkäse – so macht der Jakobsweg richtig Laune!



















































