Donnerstag, endlich wieder Harz!
Zehn lange Monate lag unser “zweites Zuhause” im Harz auf der Warteliste – und nun rollten wir wieder den Koffer in unser Stammquartier: Ferienhotel Güntersberge, Halbpension Plus, gemütliches Zimmer, kräftiges Abendessen… Der Urlaub konnte beginnen.
Der Harz – ein Ort, der sich immer wieder neu erfindet: Mal wildromantisch, mal schmerzhaft gezeichnet vom Borkenkäfer und Waldsterben. Jede Wanderung ist eine Zeitreise zwischen Vergänglichkeit und Aufbruch. Knapp 100 Stempel im 6. Wanderheft sind schon geschafft – aber der Wanderkaiser Nr. 6 ruft, und 222 Stempel sind das große Ziel!
Freitag – Stempeljagd mit Volksliedern & Keksrausch
Die ersten vier Stempel des Urlaubs gehörten uns!
Route & Stempel:
215 – Josephshöhe (Auerberg) / Stolberg
216 – Lutherbuche / Stolberg
214 – Reesbergdoline / Rottleberode
213 – Bauerngraben / Breitungen
Ein Tag, wie ihn nur der Harz schreiben kann:
Oben auf der Josephshöhe, am größten Doppelkreuz der Welt, waren wir die einzigen Wanderer – als hätte der Auerberg auf uns gewartet. Und dann die grandiose Idee der Harzer Wegewartung: Alle 300 Meter eine Singstation alter Volkslieder!
Und natürlich hamonierten wir im Duo wie die Nachtigallen:
„Hoch auf dem gelben Wagen…“,
„Wem Gott will rechte Gunst erweisen…“
Die Berge hallten wider – ein Erlebnis, das man keinem erzählen kann, man muss es erwandern.
Danach marschierten wir traditionell in Stolberg zur Keksfabrik FriWi. Eine volle Tüte musste mit – denn FriWi macht den besten Stollen weit und breit. (Einmal habe ich dort dienstlich 200 Stück bestellt – die wissen, was sie tun!)
Über 10 Kilometer in den Beinen, dann Sauna und früh ins Bett. Der perfekte Start.
Samstag – Quedlinburg & der Fuß der Nation
Der Shoppingtag in Quedlinburg klang harmlos – doch das Wandern steckte meiner Frau übel in den Knochen. Der Fuß schmerzte höllisch, kein Meter war ihr mehr zuzumuten.
Also: Planänderung. Routenplanung am Abend, Busfahrt statt Paarwanderung, und am Sonntag ging ich allein auf Stempeljagd.
Sonntag – Regen, Sonne, Rennpassagen & ein eiskalter Hintern
Start: 10:00 Uhr mit dem Bus von Güntersberge nach Bad Suderode.
Anfangs nur leichter Regen, später gelegentlich Sonne – aber ein Wanderbruder lässt sich davon nicht aufhalten!
Ziel: Stempel für Wanderkaiser Nr. 6 – insgesamt 222.
Die Strecke war ein Traum aus Fels, Geschichte und Höhenmetern.
Heutige Stempel:
185 – Preußenturm / Bad Suderode
186 – Anhaltinischer Salstein / Bad Suderode
183 – Försterblick Gernrode / Gernrode
187 – Lauenburg / Stecklenberg
188 – Teufelsmauer Weddersleben
8,97 Kilometer bis zur Halbzeit – aber drei Stempel reichen nie!
Also steil hinauf zur Lauenburg, und zwar über einen komplett neuen Aufstieg, der atemberaubende neue Perspektiven auf Vor- und Hauptburg bot.
Dann der Abstieg über einen anderen Weg – und ab ging der Sprint Richtung Teufelsmauer, um den Bus zu erwischen.
Und dann geschah das Unvermeidliche:
Die Rutsche kurz vor Stecklenberg.
Ein „Ach, das geht schon!“ – ein Zack! – ein Wusch! – und ich rutschte hinab wie ein Kind auf dem Spielplatz, viele Höhenmeter tief.
Nur mit einem nassen Hintern, aber einer Menge gesparter Zeit!
Bei der Teufelsmauer den Stempel gesetzt – und 3 Minuten vor Busabfahrt stand ich wie ein Sieger an der Haltestelle. Timing wie ein Profi, Beine wie ein Bekloppter.
Endstand:
2. Halbzeit: 9,08 Kilometer
Gesamt: 18,05 Kilometer
Höhenmeter: über 500
Zustand: Kalter Hintern – aber stolz wie Bolle.
Nun sitze ich im Bus nach Güntersberge, der Sitz wärmt meinen Hinterteil, und ich frage mich:
Gibt’s heute Nacht wirklich Schnee?







































