Gestern war’s so weit: die letzte Etappe meines Jakobswegs von Osnabrück nach Beyenburg. Früh raus, Rucksack auf, Zug und Bus nach Haspe – und sofort dachte ich, ich sei in einer anderen Dimension gelandet. Überall grölende Gestalten, bunte Kostüme, Bierdosen schon am frühen Morgen. Junggesellenabschiede? Nee! Erst später habe ich geschnallt: 11.11 Uhr am 11.11. – Start der Karnevalssaison! Ich also mittendrin, Pilger mit Muschel unter Piraten, Einhörnern und Supermännern. Irgendwie passte das alles.

Dann kam der Ernst des Lebens – oder besser gesagt: der erste Anstieg. Gleich 150 Höhenmeter auf die ersten Kilometer, und das war nur der Anfang. Insgesamt standen am Ende 708 Höhenmeter bergauf und 629 bergab auf der Uhr. Der Körper hat gearbeitet, aber der Kopf war frei. Der Panoramaweg oberhalb von Haspe bot ein Finale, wie man es sich wünscht: klare Herbstluft, bunte Blätter, Sonne auf der Stirn.

Ăśber Gevelsberg und Schwelm ging es stetig rauf und runter, der Weg forderte mich nochmal richtig. In BarfuĂźschuhen spĂĽrte ich jeden Stein – manchmal Autsch, manchmal Wellness. Beim PilgerkĂĽmmerer Herrn Fröhlich wollte ich eigentlich noch Halt machen, aber – wie’s der Name schon sagt, war er „fröhlich“ unterwegs und nicht zu Hause. Also weiter. Und dann, zum Schluss, diese „starke Abfahrt“: gefĂĽhlt 10 Prozent Gefälle Richtung Ziel.

Und plötzlich lag es da: Beyenburg. Schmuckes Dörfchen, Kopfsteinpflaster, Wasser, Fachwerk – ein Ort wie gemalt. In der Klosterkirche empfingen mich gregorianische Gesänge – ehrwürdig, ruhig, einfach magisch. Nach 27,57 Kilometern war es vollbracht.

Auf der Rückfahrt mit dem Wohnmobil – vorbei an der RWE-Leuchtreklame am Berg vor Herdecke und der Spielbank mit Aussichtsturm (ja, da oben war ich doch erst!) – wurde mir klar: Das war der Schlusspunkt. Ich bin auf dem Weg nach Hause.
MĂĽde Beine, voller Kopf, glĂĽckliches Herz.

Das Fazit? Kommt im nächsten Bericht.

Von Bernhard Kruppki

Jahrgang 1963, Sparkassenbetriebswirt, jetzt Pensionär, 1. Vorsitzender, Pressewart und stv. Wanderwart beim SC Barienrode e.V., Gesetzlicher ehrenamtlicher Betreuer von neu: fünf lieben Menschen.