1. Etappe auf dem Jakobsweg – Von Osnabrück nach Lengerich
Früher Vormittag, das Wohnmobil brummt. 180 Kilometer liegen vor mir – Ziel: Lengerich. Dort parke ich gemütlich beim Hallenbad – perfekte Basis für meinen kleinen Pilger-Stunt des Tages. Der Plan: Mit dem Zug zurück nach Osnabrück, um dort endlich meinen neuen Abschnitt auf dem Jakobsweg Richtung Beyenburg zu starten.
Natürlich – Deutsche Bahn. Verspätungen gehören inzwischen wohl zur Pilgererfahrung. Aber hey, Gelassenheit will ja geübt werden …
13:15 Uhr, Osnabrück Altstadt. Der Rucksack sitzt, die Sonne lacht. Vor vier Monaten – im Juli – habe ich hier die Via Baltica beendet, damals im Dauerregen. Heute dagegen: strahlendstes Herbstwetter, als wolle der Himmel mir sagen: Willkommen zurück, Bruder.
Die Altstadt von Osnabrück zeigt sich von ihrer besten Seite – Fachwerk, Dom, Kopfsteinpflaster, Geschichte pur. Dann geht’s hinaus durchs Hegerviertel, Richtung Hasbergen. Und irgendwo da draußen, zwischen Rascheln des Laubs, dem Duft von feuchtem Holz und dieser warmen Novembersonne, fängt die Seele an zu baumeln.
Dieser Herbst ist ein Fest für die Sinne: Farben, Licht, Bewegung. Jeder Schritt ein kleines Glück. Ich laufe auf dem Westfälischen Friedensweg, dort, wo 1648 der Dreißigjährige Krieg endete. Ein Ort mit Geschichte, und doch so ruhig, so friedlich.
Über Natrup-Hagen, den Blick auf Leeden in der Ferne, geht’s schließlich nach Lengerich. Der Schollbruch dort – faszinierend! Eine Landschaft wie aus einem Geologie-Bilderbuch, aufgebrochen und schön zugleich.
Spontan loszugehen war goldrichtig. Nur im Flanellhemd, Sonne im Gesicht, kein Plan – nur Weg. Und manchmal denke ich: Ich sollte öfter so unterwegs sein, einfach loslassen. Ich neige dazu, mich über Ungerechtigkeiten aufzuregen – aber vielleicht ist genau das meine Art, Leidenschaft zu leben. Ich bin eben keiner, der stehen bleibt. Ich laufe los – weg von der Ungeduld, hin zur Gelassenheit.
Nach 25,17 Kilometern in flotten 5,2 km/h lande ich wieder am Wohnmobil. Ein herrlicher erster Tag auf dem Jakobsweg von Osnabrück nach Beyenburg – voller Sonne, Geschichte, Farben und einem guten Stück innerer Bewegung.





























