Los ging es am frühen Morgen vom Wohnmobilstellplatz an der Therme in Bad Driburg. Und was gibt es Schöneres zum Wachwerden, als gleich mal 150 Höhenmeter auf 1,5 Kilometern raufzuziehen? Ein echter Pilgerkaffee-Ersatz! Oben wartete die Entschädigung: der Kaiser-Karl-Turm und die Iburg-Ruine, mit herrlichem Blick über Bad Driburg und ein paar steinernen Resten der alten Burganlage. Für den Kaffee hatte ich mir eigentlich die Sachsenklause bei der Ruine ausgemalt – doch die war zu. Also weiterziehen, Durst nach Aussicht statt nach Koffein.

Weiter ging es über den Eggeweg, den großen E1. Doch dann die Irreführung: Da hat doch tatsächlich jemand einen falschen Pfeil auf das Muschelschild angeklebt und ich war so sicher, dass es der richtige Weg war! Pustekuchen! Ergebnis: Ich bin im Kreis gelaufen wie ein verwirrter Truthahn. Pilgerkrise deluxe. Aber gut, ich hätte ja auch mal auf meine Navigation schauen können. Also abhaken, weiterziehen, Humor behalten.

Richtung Schwaney wurde es wieder schöner: eine herrliche Ecke, immer wieder knackige Auf- und Abstiege, bei leichtem Gegenwind, die Beine durften richtig arbeiten. Hinter Dahl dann die nächste Überraschung: Weg gesperrt. Aber diesmal kein Kreiseln, sondern clever: Ich habe eine intelligente Route genommen, Pilgerhirn eben. Schließlich will man ja nicht den ganzen Tag im Kreis grinsen.

Und dann, nach 29,66 Kilometern, war er plötzlich da: der imposante Dom zu Paderborn. Ein Bauwerk so mächtig, dass man sich wie eine Ameise davor fühlt. Heute soll hier sogar ein Konzert stattfinden, aber für mich zählte der Pilgerstempel, den ich gerade noch rechtzeitig ergattern konnte. Und dann der große Moment: Sprint durch die Fußgängerzone zum Bahnhof – und das nach fast 30 Kilometern Wanderleistung! Zug erreicht!

Mein Tacho: 29,66 Kilometer, 502 Höhenmeter, 4,2 km/h – und ein Puls wie nach einem Halbmarathon. Zurück mit dem Zug nach Bad Driburg, endlich die Schuhe aus. Im Wohnmobil gekonnt zubereitet: Bratwürste mit selbstgemachten Bratkartoffeln. Ein Festmahl für einen hungrigen Pilger. Und weil der Wanderbruder nie stillsteht, wird das Wohnmobil abends gleich noch nach Geseke umgesetzt. Morgen früh geht’s zurück mit dem Zug nach Paderborn – der Jakobsweg ruft weiter.

Von Bernhard Kruppki

Jahrgang 1963, Sparkassenbetriebswirt, jetzt Pensionär, 1. Vorsitzender, Pressewart und stv. Wanderwart beim SC Barienrode e.V., Gesetzlicher ehrenamtlicher Betreuer von neu: vier lieben Menschen.

Ein Gedanke zu „„Falsches Muschelschild, 29,66 Kilometer und Bratwurst – der Wanderbruder erreicht Paderborn““
  1. Paderborn ist schön, auch zum Shoppen der Queen’s! Hast du dran gedacht, dass Martin hier gewohnt hat…? Weiterhin viel Spaß 😊

Die Kommentare sind geschlossen.