Moin Leute, hat das in der Nacht geschneit… 5-10 Zentimeter auf den Wanderwegen des Jakobsweges von Magdeburg nach Freyburg im Teilabschnitt zwischen Hettstedt und der Lutherstadt Eisleben. Tatsächlich Eis-(l)eben.

Pünktlich um 9.05 Uhr war ich nach einem guten Frühstück in der Luxuspilgerherherge Hotel Café Hettstedt in der dortigen Jacobikirche angekommen. Der Posaunenchor übte bereits fleißig im Vorraum der Winterkirche. Auch bei den Kirchen muss gespart werden; die Kirche wurde fürs Heizen abgeteilt in Sommer- und Winterkirche. Tatsächlich kamen 27 Besucher zum Gottesdienst, denn im Anschluss war der Neujahrsempfang der Kirchengemeinde. Bürgermeister und der ehemalige Landrat waren eingeladen und natürlich anwesend. Ich saß bereits in der 4. Reihe… Eine resolute Frau mir Rollator und der weiblichen Begleitung wollten unbedingt auch in die Reihe. Wer regelmäßig Kirchgänger ist, der sitzt immer an der gleichen Stelle. Es war zu dem Zeitpunkt noch alles frei, doch ich musste ans äußerste Ende rücken…. Egal, wenn es weiter nichts ist. Als Dankeschön habe ich sie beim Lied „Großer Gott wir loben Dich“ übertönt. War wohl echt laut meine Gesangseinlage.

Pfarrer Sebastian Bartsch, gleichzeitig auch Präsident des Trägervereins der Jakobswege in Sachsen-Anhalt, führte durch den Gottesdienst. Ist ein Kind der wilden 68er Jahre und trägt auch heute noch eine lange Mähne. Sehr sympathisch und total modern. Hier gibt es sogar WLAN in der Kirche. Am Beeindrucksten war, dass er seine Notizen zur Predigt auf dem Tablet hatte. Hat super frei geredet. Bevor ich es vergesse, eine Kollekte gab es auch. In der Vorwoche kamen tatsächlich 95€ zusammen. Damit kann man echt neue Projekte starten… Natürlich nicht…

In seiner Predigt erzählte er die Geschichte von der Dienerin Hagar, die für Sara, die Frau Abrahams, ein Kind gebärte. Oder war es die Geliebte? Keine Ahnung, jedenfalls würde Hagar in die Wüste geschickt… als alleinerziehende Mutter. Ist das nicht auch heute so, dass mit „Blicken“ von oben nach unten auch heute alleinerziehende Mütter strafend angesehen werden. Also meine Erkenntnis aus der Predigt: „pfeift“ auf die Blicke der anderen, denn die wollen nur böses und der liebe Gott blickt immer mit Fürsorge auf seine Schäfchen. Ich hätte Pfarrer werden sollen…

Auch die Frage an Hagar in der Wüste: wo kommst du her, wo geht’s du hin…, die habe ich auf meiner Pilgerwanderung häufiger gehört. Immer noch aktuell im 21. Jahrhundert.

Zum Neujahrsempfang bin ich dann nicht mehr geblieben. Pfarrer Sebastian segnete mich von weitem mit einem Kreuzzeichen. Das bringt Sicherheit…

Der heutige Teilabschnitt auf dem Jakobsweg war schon aufgrund des Schnees sehr beschwerlich. Ist wie ein Strandspaziergang im tiefen Sand. Doppelter Kraftaufwand.

Die Lutherstadt Eisleben sah ich schon von weitem. Charakteristisch sind die Halden aus dem Abbau der Kupferschiefern. Sieht aus wie Pyramiden. Und das ganze Zeug liegt schon seit über 50 Jahren dort rum und die ersten Häuser sind direkt daneben… Als ob man in den Alpen ist. Ich traf eine Einwohnerin, die schon lange hier lebt. Das ist unsere „Alm“… Auch für den Straßenbau darf das Zeug nicht verwendet werden, da zuviel Schwefel drin ist. Schauen Sie doch Mal auf die Kuppe und zeigte dorthin, da ist der Schnee schon vom Schwefel aufgefressen worden. Irgendwie einleuchtend…

Und auf die Frage, wo ich übernachte, sagte ich „Hotel Graf von Mansfeld“. Mensch Junge, da wohnste ja in der 1. Adresse von Eisleben. Schön zu hören und sie hatte Recht. Altes ehrwürdiges Hotel in der Nähe von Luthers-Sterbehaus und direkt am Marktplatz, wo die Luther-Statue den Platz überragt.

Es waren dann heute 20,8 Kilometer Wanderleistung, wirklich Leistung bei diesem hohen Schnee. Bin eben ein Schneepilger.

Bernhard

Jahrgang 1963, Sparkassenbetriebswirt, jetzt Pensionär, 1. Vorsitzender, Pressewart und stv. Wanderwart beim SC Barienrode e.V., Gesetzlicher ehrenamtlicher Betreuer von fünf lieben Menschen.

Von Bernhard

Jahrgang 1963, Sparkassenbetriebswirt, jetzt Pensionär, 1. Vorsitzender, Pressewart und stv. Wanderwart beim SC Barienrode e.V., Gesetzlicher ehrenamtlicher Betreuer von fünf lieben Menschen.

2 Gedanken zu „Schneepilger, Platzwegnehmer und Kupferschiefern“
  1. Wieder klasse zu lesen! Respekt, bei dem Wetter zu wandern, hier waren heut früh 8 cm Schnee, aber tagsüber war es knapp über Null.
    Für morgen freue ich mich auf ne nette Runde zum Frühstück bei Möbel-Heinrich: ehemalige Mitstreiter aus Verkehrsschauen: Helfried, Dieter Frede, Karl-Heinz Friebe, Hans Schierholz, Dieter Ergezinger, Jürgen Eberhardt, Werner Meyer-Heuer, Horst Tönebön…. Die meisten wirst du kennen 🥲

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