Heute Morgen begann mein Tag mit einer ungewohnten Aktion: Ich habe mich um mein Wohnmobil gekümmert, denn die Reifen sahen irgendwie schlapp aus. Ja, wirklich! Luftdruck geprüft – zum ersten Mal seit Jahren. Ergebnis? Es fehlten doch zwei von fünf Bar an jedem Reifen. Wer hätte das gedacht? Ich bin halt eher für den festen Boden unter den Füßen als für vier Räder gemacht. Aber gut, Problem erkannt, Problem gebannt, und ab nach Schönberg in Mecklenburg-Vorpommern, wo mein rollendes Zuhause jetzt autark auf einem ruhigen Parkplatz beim Kindergarten steht.
Mein eigentlicher Plan: Mit dem Zug nach Grevesmühlen und von dort die heutige Etappe des Jakobswegs antreten. Aber was wäre eine Reise ohne Überraschungen? Der Bahnhof in Schönberg – ein Lost Place, könnte man sagen. Keine Durchsagen, keine Menschenseele, nur ich und meine Ahnungslosigkeit. 40 Minuten gewartet, dann fährt mein Zug – aber auf einem anderen Gleis und mit einer anderen Zugnummer. Ich stehe da, starre ihm hinterher und realisiere: Ich bin zu entspannt für diese Art von Chaos. Planänderung!
Wenn der Zug nicht mit mir fährt, dann gehe ich halt andersrum! Von Schönberg nach Grevesmühlen statt umgekehrt. Klingt logisch, oder? Dachte ich auch. Aber mein Gehirn sah das anders. Ständig wollte es mich korrigieren, als ob es eine Fehlermeldung ausspucken wollte: „Falsche Richtung! Umkehren!“ Dabei kenne ich die „richtige“ Richtung ja gar nicht. Ich laufe also mit meinem GPS-Track und trotzdem drehe ich mich immer wieder nach den Jakobsschildern um, als ob ich mich selbst überprüfen müsste.
Aber was soll ich sagen? Das Wetter spielte mit. T-Shirt-tauglich, meist windstill, wenn Wind, dann Rückenwind – das Leben kann so einfach sein. Nach 21,96 Kilometern und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 5,1 km/h erreichte ich Grevesmühlen. Die Welt war wieder in Ordnung, der Zug zurück nach Schönberg ließ sich diesmal nicht lumpen, und mein Kopf hat sich nach dieser Tour in ungewohnter Richtung wieder gerade gerückt.
Jetzt heißt es: Liegestuhl raus, Füße hoch, den Tag gemütlich ausklingen lassen. Morgen ist auch noch ein Tag – und wer weiß, in welche Richtung es dann geht?






















