Kalt war’s. Viel zu kalt. Ich wachte mit klammen Fingern auf und stellte fest: Die Gasflasche im Wohnmobil war leer. Super Start in den Tag. Also raus, schnell gewechselt, die Heizung wieder angeworfen und mich halbwegs aufgewärmt.
Dann konnte es losgehen.Von Schönberg aus marschierte ich über Rupensdorf nach Lockwisch – eine Strecke, die ich spontan zur Hasenstrecke erklärte, weil ich auf den Feldern mehr als zehn Hasen gesehen habe.
Die frische Landluft tat gut, das ständige Rauschen der A20 war weniger idyllisch, aber so ist das eben.
Dann erreichte ich einen Ort, der mich zum Nachdenken brachte: die ehemalige innerdeutsche Grenze zwischen Herrnburg und Eichholz. Heute steht hier nur noch eine schlichte Stele mit den Worten „Wir sind das Volk“. Keine Mauer mehr, keine Wachtürme – nur dieser Erinnerungsstein. Deutschland ist längst zusammengewachsen, doch an solchen Orten wird einem bewusst, dass das nicht selbstverständlich ist.
Einer der schönsten Abschnitte meiner Tour war der Jakobsweg entlang der Wakenitz. Die Landschaft war beeindruckend, und mitten in dieser Idylle liegen Kleingärten direkt am Wasser. Die kleinen Parzellen wachen gerade aus dem Winterschlaf auf; ich höre fleißige Menschen bei der Gartenarbeit.
Mit den ersten Schneeglöckchen, die zaghaft aus der Erde sprießten, erreichte ich Lübeck. Das Villenviertel beeindruckte mich – hier leben definitiv Menschen, deren Eltern keine finanziellen Sorgen hatten.
Und in der Altstadt angekommen, stand ich dann vor der größten Versuchung meiner Tour: Marzipan Niederegger. Ein Paradies für alle, die Süßes lieben, und eine ernsthafte Bedrohung für jeden, der eigentlich nichts kaufen wollte. Ich hatte vorgesorgt, vorher meine Brote gegessen, aber trotzdem… ein kurzer Blick ins Fachgeschäft konnte ja nicht schaden. Bin standhaft geblieben.
Danach ein Abstecher zur St. Marienkirche. Der Eintritt ist eigentlich nicht frei – es sei denn, man ist Pilger. Toll Leute. Besonders beeindruckend waren für mich die Holzkreuze in der Kirche mit den sichtbar rostigen Nägeln. Eine kraftvolle Erinnerung an vergangene Zeiten.
Die Lübecker Altstadt zeigte sich aufgrund des strahlendem Sonnenscheins von ihrer schönsten Seite. Ich wollte noch etwas Kultur mitnehmen und steuerte das Günter-Grass-Haus an – leider geschlossen. Aber das Willi-Brandt-Haus war offen. Ich erinnerte mich an seinen legendären Kniefall von 1970 in Warschau, einen Moment, der für Versöhnung und Mut stand. Friedensnobelpreisträger, Ehrenbürger Lübecks – ein Mann, der Geschichte geschrieben hat.
Dann die letzten Meter vorbei am Holstentor. 24,03 Kilometer standen auf der Uhr, mit einem Schnitt von 4,9 km/h. Eine Tour voller Geschichte, Natur und neuer Eindrücke.
Nach meiner Zugankunft in Schönberg setzte ich mein Wohnmobil noch nach Bad Oldesloe um – der nächste Stopp, natürlich noch auf dem Weg eine neue gefüllte Gasflasche gekauft…
In Bad Oldesloe sah ich dann beim Stadtspaziergang noch ein Plakat für ein Konzert mit zwei heimischen Bands am heutigen Abend. Spontan eine Karte online geordert. Der Eintritt liegt eigentlich bei 19,50 €, aber dank meiner Ehrenamtskarte zahle ich nur 3,50 €. Eine kleine Wertschätzung für meine Tätigkeit im Sportverein und als ehrenamtlicher gesetzlicher Betreuer. Es ist schön zu sehen, dass Engagement für andere nicht nur für die Gesellschaft wichtig ist, sondern manchmal auch mit solchen kleinen Vergünstigungen belohnt wird. Heute Abend genieße ich also gute Musik – und das mit einem besonders guten Gefühl.









































































