Früh am Morgen, als die Dunkelheit noch über Rostock lag, begann mein Abenteuer. Mit der Bahn fuhr ich in die Stadt Rostock, um von dort aus meine letzte Etappe nach Bad Doberan zu starten. Kaum ausgestiegen, führte mich der Weg über die Satowerstraße aus der Stadt hinaus – mitten durch den morgendlichen Verkehr, begleitet von ohrenbetäubendem Lärm. Sieben Kilometer lang kämpfte ich mich an der Hauptstraße entlang, Autos rasten vorbei, die Welt war laut, und doch fand ich eine kleine Ablenkung: das Spiel „Lichterkette“, das ich sonst mit meiner Enkelin spiele. Jedes Mal, wenn ich eine Weihnachtsbeleuchtung sah, rief ich „Lichterkette!“. Ein Spiel, das den monotonen Lärm für kurze Momente vergessen ließ.

Dann endlich die Erlösung: Der Weg Richtung Wilsen brachte Ruhe. Absolute Windstille. Keine Autos, kein Lärm – nur ich und der Weg. Kilometer um Kilometer genoss ich die Stille, bis ich nach exakt 21,14 Kilometern mein Ziel erreichte: die Kapellenruine Althof. Ein geschichtsträchtiger Ort, gegründet von Zisterziensermönchen aus Amelungsborn, das fast bei mir um die Ecke liegt, auf dem Jakobsweg von Hildesheim nach Höxter. Dort habe ich bereits einmal in der Pilgerherberge übernachtet, und nun schloss sich der Kreis.

Doch der wahre krönende Abschluss wartete noch: das Bad Doberaner Münster. Ein Highlight von europäischem Rang, eine einzigartige Ausstellung, unfassbare Kirchenschätze – und für Pilger sogar kostenloser Eintritt mit dem Pilgerausweis! Als ich schließlich noch die historische Schmalspurbahn Molli mitten durch die Fußgängerzone tuckern sah, wusste ich: Dieser letzte Wandertag hatte alles – Lärm, Stille, Geschichte und das perfekte Ende.

Von Bernhard Kruppki

Jahrgang 1963, Sparkassenbetriebswirt, jetzt Pensionär, 1. Vorsitzender, Pressewart und stv. Wanderwart beim SC Barienrode e.V., Gesetzlicher ehrenamtlicher Betreuer von drei lieben Menschen.

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