Ich glaube, ich werde noch Turbopilger. Jetzt sind es im direkten Weg nach Tangermünde ’nur“ noch 26 Kilometer und ich kann meine Pilgerreise einen Tag eher beenden. Meine Frau freut sich und zu den großen Feierlichkeiten am Freitag bin ich dann mit einem Ruhetag mehr, bestens gewappnet.

Dazu beigetragen hat meine heutige Powerleistung bei über 30 Grad Außentemperatur mit über 30 Kilometer Wanderleistung in einer Geschwindigkeit von durchschnittlich 5 km/h die Stunde. Es ist immer schön, wenn ich Ziele erreiche. Und meine Frau hat Sorge um mich, dass ich vor Anstrengung umkippe und mich verabschiede. Nee, ich will doch noch was von meiner Pension haben…

Direkt vom Sorat Hotel in Brandenburg ging es gleich um 7.25 Uhr los. Keine guten Rahmenbedingungen, denn die Strecke sollte über 10 Kilometer direkt entlang der Bundesstraße 1 gehen. Oh, da kommen Erinnerungen aus Hemmendorf auf, denn auch durch meinen Geburtsort geht die B1. Da rattern täglich über 10.000 Autos durch und ich sollte auch den Krach haben? Glücklicherweise wird hier eine Brücke saniert und die Autofahrer müssen eine andere Zufahrt nach Brandenburg nehmen. Aber klar war natürlich, dass an einer Bundesstraße nicht viel zu sehen ist.

Ab Plaue wurde es dann wieder brandenburgisch ruhiger und ich bekam weite Felder und Wiesen im Flachland zu sehen. Aber irgendeiner hatte einen Fön angemacht, denn dauernd blies ein warmer Wind mir ins Gesicht. Ich soll ja positiv denken, gut, dass es kein Saharawind war, denn da wäre noch Sand und Staub dabei. Und an jeder Ecke befand sich eine Pferdekoppel – Pferdeland Brandenburg eben. Doch da gibt es dann natürlich zuhauf Bremsen, wenn man bremst, dann bremst die Bremse auch auf der Haut. Also jetzt wisst ihr, warum ich heute zum Turbopilger wurde. Über Benstorf und Vehlen habe ich dann die letzten Kilometer auf brandenburgischen Gebiet zurückgelegt. Kurz vor Schlagenthin war ich dann schon in Sachsen-Anhalt. Nach Schlagenthin musste ich erstmal Pause machen, aber weit und breit kein schattiger Platz in Sicht. Nur ein Jägerstand. Egal, diesmal kletterte ich auf den Jägerstand. Sogar ein Campingstuhl und eine kleine Hochterrasse. Ich zog den Stuhl auf die Hochterrasse und setzt mich hin. Mitten beim Brotessen krachte das vordere rechte Stuhlbein ins morsche Gehölz ein und ich kippte plötzlich volle Granate gegen die eiserne Brüstung. An der Brüstung konnte ich mich festhalten, sonst wäre ich 2,50 Meter abgestürzt. Jägersglück eben. Ich habe dann den Stuhl auf heile Hölzer gestellt und dann konnte ich das Pausenbrot wieder in Ruhe genießen.

Untergekommen bin ich dann in Altenklitsche.. hier sind moderne Monteurzimmer entstanden. Echt klasse renoviert und mit 25€ inkl. Bettwäsche und Handtücher ein „Schnapper“. Gebracht hat mit den Schlüssel die Eigentümerin aus dem Nachbarort. Und nach meiner höflichen Frage, hat sie mir sechs Wasserflaschen und eine Salamipizza vom Supermarkt mitgebracht. Echter Roomservice.

Und morgen geht es über Tangermünde (Wanderung) zurück nach Hause (Bahn). Alles gut so.

Bernhard

Jahrgang 1963, Sparkassenbetriebswirt, jetzt Pensionär, 1. Vorsitzender, Pressewart und stv. Wanderwart beim SC Barienrode e.V., Gesetzlicher ehrenamtlicher Betreuer von fünf lieben Menschen.

Von Bernhard

Jahrgang 1963, Sparkassenbetriebswirt, jetzt Pensionär, 1. Vorsitzender, Pressewart und stv. Wanderwart beim SC Barienrode e.V., Gesetzlicher ehrenamtlicher Betreuer von fünf lieben Menschen.

Ein Gedanke zu „Fön, Jägersglück und Turbopilger“
  1. Informativ, wie immer. Und mit einer gesunden Portion Humor. Wer wandert, sieht mehr im Leben.

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