Heute habe ich eine weitere Teilstrecke des Braunschweiger Jakobsweg erwandert. Mit Bahn/Bus ging es nach Erkerode und dort direkt auf den Jakobsweg. Perfekt geklappt. Erkerode liegt direkt an der Westseite des Elm. Elm ist das Mittelgebirge mit 3 Buchstaben aus vielen Kreuzworträtseln. Über Lucklum ging es nach Veltheim (Ohe). Kurz vor Lucklum bin ich noch mitten in der Walachei über eine Edelstahlbrücke gewandert. Hier wurde mit EU-Geldern richtig geklotzt… In Veltheim habe ich mir zuerst die Pilgerherberge angesehen. Deluxe!!! Sehr komfortabel eingerichtet und viel Platz für Gruppen. Getrennte Dusch- und WC-Bereiche, große Küche und Terrasse. Klasse. Helmut hat mir alles gezeigt und war richtig stolz, dass hier besonders Josef Pongratz was tolles aufgebaut hat.

In Klein Veltheim lief mir ein schwarzer Kater direkt vor meinen Füßen vorbei. Kein Aberglaube bei mir, denn ich habe gerufen: dreimal schwarzer Kater und schwupps war er weg. Das nenne ich lösungsorientiert. Der weitere Weg bis Klein Schöppenstedt verlief über ein ehemaliges Militärgelände und da habe ich mich verfranzt. Sollte der Kater recht haben und ich trete etwa auf eine Mine? Musste wieder zaubern….

In Riddagshausen führte mich mein Weg direkt zum Zisterzienserkloster. Sehr gepflegte Anlage. In der Klosterkirche habe ich dann den Kirchenvogt Jürgen Sackmann getroffen. Freundlicher Mann mit einem besonderen Dialekt. Diesen Dialekt kenne ich. Gleich mehr. Er führte gerade seinen Chef von der Landesstiftung mit Gästen herum. Später sah ich wie er seinen Chef verabschiedet hat. Alte Schule…. Tür aufgehalten und beim Wegfahren gewunken.

Der Kirchenvogt hatte dann Zeit für mich. Wir kamen richtig ins Gespräch, weil der Pilgerstempel fehlte. Seit sechs Jahren ist er hier Kirchenvogt und war vorher im Gronauer Krankenhaus Pfleger. Das Kloster ist schon immer seine Leidenschaft gewesen. Er zeigte mir die Frauen- und Fremdenkirche. Echt clever die Mönche. Noch vor dem Hofbogen (Eingang) wurde Sie errichtet und so konnten die Männer unter sich bleiben und wurden nicht gestört. Jürgen erzählte munter weiter, dass er aus Delligsen kommt. Oh, da war doch was? Ich fragte ihn, kanntest du meine Tante Ursel und meinen Onkel Josef, die dort wohnten? Sofort sagte er: Ursel und Josef Hein, die kannte ich total gut. Ursel ist früh verstorben und Josef hatte Parkinson und verstarb dann leider. Jürgen wusste alles, dass sie über dem Fahrradgeschäft Jung gewohnt haben und später einige Häuser weiter in das Haus von Oma Emma, des örtlichen Zahnarztes Otmar Strecker gezogen sind. Hey, Delligsen hat 5.000 Einwohner. Wie klein doch die Welt ist. Vor 50 Jahren habe ich als Kind dort häufiger meine Ferien verbracht. Und die Heini, so nennt er meine Cousine, die wohnt doch hier in Braunschweig. Die habe ich schon ein paar mal hier gesehen. Echt Bernhard, Du hattest echt eine tolle Tante und einen tollen Onkel: fleißige, hilfsbereite und bescheidene Menschen. Er hatte recht, sehr recht.

Und dann erzählte er mir noch eine passende Begebung: nach dem Tod wurde das Haus vom Zahnarzt nicht weitervermietet. Es steht schon seit einigen Jahren leer. Einzig den Garten pflegt er weiter. Und Jürgen wurde vom Zahnarzt angesprochen: der Josef hatte doch immer so schöne Bohnenstangen. Kannst du mir auch so welche besorgen. Jürgen wunderte sich, der Josef hat doch nie was weggeschmissen. Komisch. Also Jürgen besorgte Bohnenstangen. Beim aufs Grundstück bringen sah ein Nachbar das und sagte gleich, warum nehmt ihr nicht die Stangen von Josef. Der hatte nämlich in einer Nische zwischen zwei Häusern sie weggestellt und einen Holzverschlag vorgemacht, was nur der Nachbar wusste. Der Zahnarzt, Jürgen und der Nachbar öffneten diesen Verschlag und da standen die Bohnenstangen. Fein säuberlich in Reih und Glied. Onkel Josef schmiss nie was weg. Als sein jüngerer Bruder baute, da half auch Onkel Josef viel. 1975. Die gute Eigenschaft nur das wegzuwerfen, was auch tatsächlich kaputt war, die hatte mein Onkel. Zum Beispiel beim Abreißen der Betoneinschalung passte er gut auf. Jeder Nagel wurde vom Boden aufgehoben, gerade gekloppt und in die Tasche gesteckt. Das habe ich als Junge positiv zur Kenntnis genommen. Toller Onkel.

Ein ereignisreicher Wandertag mit noch schöneren Erinnerungen ging nach 23,2 Kilometer zu Ende. Mensch, was strömen mir gerade viele Gedanken durch meinen „Schädel“.

Bernhard

Jahrgang 1963, Sparkassenbetriebswirt, jetzt Pensionär, 1. Vorsitzender, Pressewart und stv. Wanderwart beim SC Barienrode e.V., Gesetzlicher ehrenamtlicher Betreuer von fünf lieben Menschen.

Von Bernhard

Jahrgang 1963, Sparkassenbetriebswirt, jetzt Pensionär, 1. Vorsitzender, Pressewart und stv. Wanderwart beim SC Barienrode e.V., Gesetzlicher ehrenamtlicher Betreuer von fünf lieben Menschen.

2 Gedanken zu „Deluxe Herberge, Frauenkirche und Jürgen Sackmann erzählt“
  1. Mit soviel Herz und Humor geschrieben: eine Freude, von den Erfahrungen der Wanderung und dem Treffen mit Jürgen Sackmann in der Klosterkirche Riddagshausen gelesen zu haben!!!!
    Heute beim Erntedankgottesdienst erfuhr ich mit großem Bedauern, dass Jürgen Sackmann seinen bewundernswerte Tätigkeit als Küster dieser wunderbaren Kirche gerade aufgegeben hat… was für ein Verlust!

    1. Jürgen Sackmann hat das Herz auf der richtigen Seite und die Übernahme der Küstertätigkeit war eine Berufung von ganz oben. Danke liebe Frau Grundmann für Ihren lieben Kommentar. Und Menschen, die sich stark engagieren und einbringen, den gönnen wir auch das Rentnerdasein.

      Ich würde mich freuen, wenn Sie auch in Zukunft mich auf meinen Pilgerwanderungen virtuell begleiten würden. Ich mag gern meine Freude und meinen Humor weitergeben.

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