Gestern Abend endete meine Tagesetappe in Spechtshausen und dann fuhr ich mit dem Wohnmobil nach Freiberg – und was könnte besser passen, das Wohnmobil direkt am Johannisbad zu parken und den Abend ausklingen zu lassen? Natürlich mit einem entspannten Besuch in der Saunalandschaft, um die Anstrengungen und das nasse Wetter des Tages abzuschütteln. Aber heute hieß es früh raus, denn der Sächsische Jakobsweg ruft!

Frühstart und erste Etappe – Vom Bahnhof zum „Weg der Lieder“

Um 6:45 Uhr ging es mit einem schnellen Fußmarsch zum Bahnhof, um dann mit dem Zug/Bus zum Kurort Hartha und dem nahen Spechtshausen zu fahren. Von hier aus führte mich mein Weg direkt auf den „Weg der Lieder“ – ein Erlebnis für alle Sinne, denn entlang der Strecke gab es unzählige Volkslieder auf Hinweistafeln zu entdecken. Besonders „Hoch auf dem gelben Wagen“ (vom früheren Bundespräsidenten Walter Scheel gecovert) begleitete mich hartnäckig als Ohrwurm des Tages!

Grillenburg, Mittelpunkt von Sachsen und ein „Holzweg“ voller Überraschungen

Von Spechtshausen führte die Route über Grillenburg und entlang des Jagdschlosses, dem einstigen sächsischen Jagdsitz. Unterwegs streifte ich sogar fast den geografischen Mittelpunkt von Sachsen, bevor es auf schnurgeraden Wegen weiter Richtung Naundorf ging. Zwischendurch kam ich wortwörtlich „auf den Holzweg“ – zweideutig, wie sich später herausstellen sollte!

Geheimnisse des Roten Grabens: Eine Begegnung mit der Vergangenheit

Unterhalb von Conradsdorf stieß ich auf ein besonderes Relikt der Bergbaugeschichte: den Roten Graben, einst zur Wasserführung für die Silberhütten angelegt. Überraschenderweise droht der Graben fast überzulaufen, obwohl er einen Querschnitt von 2*2 Metern besitzt, einfach verschlammt und als Pilger denkst du, die Tiefe beträgt nur 20 Zentimeter. Ein tritt daneben und du bist weg… – das Wasser schimmerte passend in einem unheilvollen Rot.

Gerade als ich die Szenerie begutachtete, traf ich Robin Hofmann, einen wissenschaftlichen Mitarbeiter der TU Freiberg. Robin erzählte mir von geplanten Maßnahmen, denn der Graben droht zunehmend zu verschlammen – ein kritisches Problem, denn hier lagert Sondermüll, Überreste aus der Silber-, Blei- und Zinn-Industrie. Er schilderte mir, dass in den bunten Containern gegenüber eine Versuchsanlage eingerichtet ist, die direkt vor Ort die Schlämme und das Grubenwasser behandelt. Ziel: Ein Verfahren zu entwickeln, das langfristig die Verschlammung verhindert und den Graben sichert. Eindrucksvoll, doch auch bedrückend, wenn man an die Lebensbedingungen der damaligen Bergleute denkt: Im Durchschnitt erreichten sie nur ein Alter von 35 Jahren, da sie gesundheitsschädlichen Stoffen ausgesetzt waren. Die Bergleute wurden übrigens aus dem Harz angeworben.

Die Silberstadt Freiberg: Tradition, Kultur und weihnachtliche Vorfreude

Vorbei an einer alten Halde mit einem Förderturm, der heute als Besucherbergwerk dient, führte der Weg in die Altstadt von Freiberg. Diese Stadt ist nicht nur für ihre traditionsreiche Bergbaugeschichte berühmt, sondern auch für das älteste Stadttheater der Welt – das leider an diesem Tag geschlossen war. Dafür laufen jedoch bereits die Vorbereitungen für den berühmten Weihnachtsmarkt und die Eisbahn am Schloss.

Auch ein Detail am Rande fiel mir auf: in Freiberg scheint es besonders viele Barbiere und Friseure zu geben! Nach der heutigen Tour steht aber definitiv wieder ein Besuch in der Sauna auf dem Programm.

Tagesbilanz: 26,99 Kilometer, 474 Höhenmeter und ein bleibender Eindruck

Nach insgesamt 26,99 Kilometern und 474 erklommenen Höhenmetern zeigt mein Wandertacho nicht nur die Distanz, sondern auch die Vielfalt der Eindrücke, die ich heute sammeln konnte. Freiberg und der Jakobsweg haben sich als unschätzbare Quelle an Erlebnissen und historischen Einblicken erwiesen – und ja, hierher werde ich definitiv mit meiner Frau zurückkehren, um noch mehr von dieser beeindruckenden Stadt und ihrer Geschichte zu erkunden!

Bernhard

Jahrgang 1963, Sparkassenbetriebswirt, jetzt Pensionär, 1. Vorsitzender, Pressewart und stv. Wanderwart beim SC Barienrode e.V., Gesetzlicher ehrenamtlicher Betreuer von drei lieben Menschen.

Von Bernhard

Jahrgang 1963, Sparkassenbetriebswirt, jetzt Pensionär, 1. Vorsitzender, Pressewart und stv. Wanderwart beim SC Barienrode e.V., Gesetzlicher ehrenamtlicher Betreuer von drei lieben Menschen.