Heute war ein Tag der Extreme: Windböen bis 75 km/h, wechselhaftes Wetter und ein kurioses Highlight am Jakobsweg. Meine Etappe von Zwickau bis Lengenfeld führte mich durch beeindruckende Orte, wunderschöne Panoramawege und einen Schlussakt, der mich buchstäblich nass machte.
Start mit Bahn, Rathaus und Schloss
Den Morgen begann ich strategisch: Mein Wohnmobil parkte ich am Bahnhof in Lengenfeld, bevor ich mit dem Zug zurück nach Zwickau fuhr. Dort startete ich meine Wanderung auf dem sächsischen Jakobsweg am malerischen Rathaus und dem historischen Gewandhaus – ein würdiger Auftakt.
Schon früh am Morgen begegnete ich dem ersten „Sturm“ – allerdings auf ganz andere Weise: Im Nachwuchszentrum des FSV Zwickau im Westsachsenstadion sah ich einige ambitionierte Nachwuchskicker bei ihrem Training. Wenn die Stürmer genauso energisch auf dem Spielfeld agieren wie der Wind heute draußen, steht dem Verein eine vielversprechende Zukunft bevor.
Der Weg führte mich weiter durch Planitz, wo ich das imposante Schloss Planitz passierte, das heute ein Gymnasium beherbergt. Die Architektur beeindruckt, doch mein Blick richtete sich bald auf die anstehende Strecke – und auf den Wind, der an diesem Tag mein treuester Begleiter sein sollte.
Don Quijote gegen den Wind
Außerhalb von Zwickau wurde es ernst: Panoramawege und ein ohrenbetäubender Wind, der mich wie Don Quijote gegen unsichtbare Windmühlen kämpfen ließ. Doch statt mich zu ärgern, reframte ich die Situation: Kein Regen; und ich habe wenig Haare, deshalb können mir keine ins Gesicht fliegen– ich nahm es mit Humor und marschierte weiter.
Vorbei an der Lochmühle kämpfte ich mich Kilometer für Kilometer vorwärts, langsam, aber entschlossen.
Saures, Bitteres und die Holzhütten-Enttäuschung
Mittagspause fand ich endlich im Rittergut Irfersgrün. Die Wahl? Ein deftiger Sauerbraten mit Rotkohl und Kartoffelpuffern – typisch vogtländisch. Doch der Grünbitter, ein regionaler Kräuterschnaps, war eine Herausforderung: „Höchststrafe“, dachte ich, als mein Hals brannte.
Gesättigt, besser gesagt vollgefressen, und deshalb leicht erschöpft, schleppte ich mich weiter, denn es wartete die Jakobskapelle, die auf den letzten Kilometern großzügig ausgeschildert war. Ich hatte etwas Beeindruckendes erwartet. Ehrlich gesagt, aber es war für mich mehr Unterstand als Kapelle. Initiativ war hier der leider verstorbene Vordenker des Sächsischen Jakobswegs Gottfried Pester .
Regen, Wind und Dunkelheit
Die letzten sieben Kilometer hatten es in sich. Der Regen setzte ein, begleitet von heftigen Windböen, die jeden Versuch, den Schirm aufzuspannen, sofort zunichtemachten. Es fühlte sich an wie ein Kampf gegen die Elemente, aber ich blieb standhaft: „Halbe Kraft voraus“ wurde mein Motto, und im Dunkeln erreichte ich schließlich den Bahnhof von Lengenfeld.
Fazit: Ein Tag voller Höhen und Tiefen
Nach 26,37 Kilometern war ich völlig durchnässt, erschöpft, aber zufrieden. Der Tag war intensiv – eine Mischung aus Natur, Witterung und kuriosen Erlebnissen. Vielleicht fällt morgen sogar der erste Schnee. Egal, ich bin bereit.
Bleibt dran, euer Wanderbruder